Ein HERR, doch kein Hirte
Hubertus Mynarek blickt in Luthers Abgründe
Sein Diktum vom Charakterbild, das, »von der Parteien Gunst und Hass verwirrt«, in der Geschichte schwankt, machte Schiller an Wallenstein (1583-1634) fest.
Nicht weniger treffend passt es auf einen Mann, der 100 Jahre vor Wallenstein zur Welt kam und ohne den es des Friedländers Kriegszüge nicht gegeben hätte: Martin Luther (1483-1546). Die Rasanz, mit der sich Europa zwischen dem Thesenanschlag zu Wittenberg 1517 und dem Mordanschlag zu Eger 1634 gewandelt hatte, wäre ohne das Agieren und Agitieren des einstigen Augustinermönchs undenkbar. Den Dreißigjährigen Krieg konnte Luther indes ebenso wenig voraussehen wie die nunmehr fast 500-jährigen Kontroversen um sein Wirken und Werk.
Für Margot Käßmann, Luther-Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017, ist Luther ein »Vorbild mit all seinen Schattenseiten«, ein »evangelischer Heiliger«. Denn, so die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende...
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