Ja zum Hering aus der Nordsee
Greenpeace stellt Einkaufsratgeber für Fisch vor
Wer gerne Forelle oder Karpfen isst, kann dies weiterhin mit grünem Licht von Greenpeace tun. Vor Aal und Rotbarsch hingegen warnen die Umweltschützer in ihrem neuesten Einkaufsratgeber. Neben Forelle und Karpfen bekamen Hering, Makrele und Zander ein eingeschränktes Grün - Hering und Makrele sollten etwa nicht aus dem überfischten Nordostatlantik stammen, der Zander nicht wild gefangen sein. Genaues Hinschauen an der Fischtheke ist also das eine oder andere Mal vonnöten.
»Es wäre uns auch lieber, wenn wir zu Kabeljau ja oder nein sagen könnten, aber so ist es leider nicht«, erläuterte die Greenpeace-Meeresexpertin Iris Menn. Deshalb stehen unter der einzelnen Fischart jeweils Erläuterungen zum Fanggebiet und zur Fangmethode, die möglichst weitgehend an die Kennzeichnungen im Handel angepasst sein sollen. »Bei Kabeljau und Lachs muss man genau hinschauen, es gibt noch empfehlenswerte Fischereien«, erläuterte Menn. Atlantischer Lachs aus ökologischer Aquakultur in Schottland erhielt zum Beispiel ein Ausnahme-Grün von den Testern. Parallel zum Ratgeber hat Greenpeace auch ein zwölfseitiges Heft mit Erläuterungen herausgegeben, das unter anderem über die Bewertungsmethoden informiert.
»Der Hering aus der Nordsee ist empfehlenswert geworden, der Seelachs aus der Nordsee ist es dagegen nicht mehr«, lieferte Menn ein Beispiel für die Veränderungen gegenüber dem Vorjahr. Wichtig sei, dass die Verbraucher der Lebensmittelindustrie ihr Interesse am Schutz der Fischbestände zeigten. Nach neueren Untersuchungen seien nicht nur große Fische wie der Lachs, sondern auch Schwarmfische wie Sardinen oder Anchovis überfischt. Allgemein sollte seltener und bewusster Fisch aus »gesunden Beständen« oder »nachhaltigen Aquakulturen« verzehrt werden. In Deutschland beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch derzeit 15,7 Kilogramm pro Jahr, wobei 60 Prozent aus der Tiefkühltruhe oder aus Dosen stammen. Der von Greenpeace unter keinen Umständen empfohlene Alaska-Seelachs führt die Beliebtheitsskala vor dem Hering an.
Die Meeresbiologin Menn ist gerade von einer zweimonatigen Reise an die westafrikanische Küste zurückgekehrt. An Bord der »Arctic Sunrise« dokumentierte ein internationales Umweltschutz-Team den Zustand der Fischerei vor Mauretanien und Senegal. Europäische Trawler seien in den dortigen Fischgründen dominant, so ein Ergebnis der Dokumentation. »Die europäische Fischereiflotte fischt dort den Leuten ihre Nahrung weg«, kritisierte Menn. Zudem verhindere ein auf die lokalen Märkte geworfener Fanganteil den Aufbau einer Fischindustrie vor Ort.
Etwa ein Viertel des EU-Fanges werde mittlerweile außerhalb Europas erzielt, auch Deutschland trage »eine Mitschuld an der Ausbeutung der afrikanischen Fischgründe«. Greenpeace forderte Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) auf, sich in den laufenden Verhandlungen über eine neue Gemeinsame Fischereipolitik für einen rechtlich verbindlichen Flottenabbau in der EU einzusetzen. »Deutschland hat seine eigene Flotte zwar relativ gut abgebaut, verhält sich in den EU-Verhandlungen aber komplett still«, kritisierte Menn und empfahl, sich am »progressiveren« Vorgehen Schwedens und Dänemarks zu orientieren: »Die EU-Flotte ist mehr als doppelt so groß wie für eine nachhaltige Fischereipolitik notwendig wäre.« Gebot der Stunde sei ein Abbau von Flotte und Fangkapazitäten, um den gefährdeten Bestände eine Möglichkeit zur nachhaltigen Regeneration zu geben.
www.greenpeace.de/themen/meere/fischerei
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