Als Bier und Tränen flossen
Berliner Eisbären machen nach ihrem sechsten DEL-Meistertitel die Nacht zum Tag
Es war wie im Bilderbuch: goldener Konfettiregen, farbiges Feuerwerk, ein blau-weißes Knäuel von Eisbären auf dem Eis und über 14 000 tobende Fans auf den Rängen, die nicht aufhörten mit Gesängen und »Dynamo, Dynamo«-Rufen. Als Sven Felski, der Mann mit dem 1000. Bundesliga- und DEL-Spiel im Dynamo- und Eisbären-Trikot, als erster mit dem silbernen Meisterpokal auf die Ehrenrunde ging, brachen alle Dämme. Und nach Meisterehrung und Ehrenrunden rief der Hallensprecher um 21.55 Uhr: »Ab jetzt gibt es Freibier« - die Fans stürmten in Massen zum Ausschank.
»Ich bin stolz auf meine Jungs. Sie haben Charakter gezeigt und immer wieder einen Weg gefunden, um aus kritischen Situationen herauszukommen«, schwärmte unterdessen Berlins Trainer Don Jackson. »Wir hatten zeitweise bis zu zehn verletzte Spieler, mussten immer wieder die Reihen in der Verteidigung und im Angriff umbauen. Da war es schwer, die richtige Harmonie zu finden. Aber gerade hier hat sich gezeigt, wie einer für den anderen da war.«
Ein Beleg dafür lieferte das dramatische fünfte Finalspiel, als die Eisbären mit 0:1 (14.) zurücklagen und eine gute halbe Stunde lang die Mannheimer - wie am Sonntag nach einer 5:2-Führung - auf dem Weg zum Titel schienen. »So kann es nicht weiter gehen. Wir müssen das nächste Tor schießen«, schilderte Stürmer Daniel Weiß, wie in der ersten Drittelpause Klartext geredet wurde.
Tatsächlich kamen die bis dahin verunsicherten Eisbären zum glücklichen 1:1 durch den überragenden Barry Tallackson (34.), der sein achtes Tor in den Playoffs erzielte. Danach drehten die Eisbären so richtig auf und machten im Schlussdrittel durch Darin Olver (45.) und Julian Talbot (51.) mit einem verwandelten Penalty die Meisterschaft perfekt.
Dann wurde die Nacht zum Tag. Feiern ohne Ende. »Wo ist denn mein Bier«, riefen die durchweg teils üppig bärtigen Eisbären auf dem Weg vom Eis in die Kabine, wo inzwischen 50-Liter-Fässer herangerollt wurden.
Als einer der ersten kam nach überschäumender Feierei Verteidiger Constantin Braun aus der Kabine, mit Zigarre im Mund und Bier in der Hand: »Was wir geschafft haben, ist unglaublich. Wir haben immer an uns geglaubt. Ich bin total happy.« Dann verschwand er durch die gegenüberliegende Tür und stürzte sich in voller Montur ins Entspannungsbad. Ihm folgte einer nach dem anderen der Rest des Teams - mancher sogar mit Schlittschuhen. Nach dem Bad in der Menge genossen nun alle das erfrischend nasse Bad.
In der Kabine der Mannheimer nebenan war es still. »Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen«, sagte Trainer Harold Kreis, »auch wenn ich durchweg in traurige Gesichter sehe. Es war ein tolles Finale. Wir werden am Mittwoch zu Hause ein wenig feiern. Mannschaft und Fans haben das verdient.« Mit Blick auf die nächste Saison kündigte er schon an: »Wir kommen zurück und werden mit unserer jungen Mannschaft wieder angreifen.«
Abseits des Trubels stand ein Mann, den Tränen nahe: Bernd Karrenbauer, Materialwart der Eisbären. Der 67-Jährige ist mit dem gleichaltrigen Co-Trainer Hartmut Nickel der dienstälteste Eisbär. »Ich war bei allen 15 Meistertiteln des SC Dynamo Berlin als Spieler dabei und erlebe die sechste Meisterschaft nach der Wende - das ist wie ein Traum.«
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