Sophie Heimpel

FRAUENGESCHICHTE(N)

  • Martin Stolzenau
  • Lesedauer: 2 Min.

Sophie Elisabeth Michell wurde am 26. April 1902 in Mannheim als Tochter eines Vorstandsmitglieds des Chemieriesen BASF geboren. Sie kam mit Arbeiterkindern in Kontakt, empfand früh die gravierenden sozialen Unterschiede und stellte den Eltern recht unbequeme Fragen. In den Tagebuchaufzeichnungen der Mutter wird sie deshalb schon in Kinderjahren als »Sozialdemokrat und Kampfhahn« bezeichnet.

Sophie Elisabeth studierte zunächst in München Medizin und dann in Freiburg Geschichte, Philosophie sowie Psychologie. 1924 wechselte sie auf Empfehlung von Martin Heidegger nach Göttingen, wo sie bei Hermann Nohl Sozialpädagogik studierte und promovierte. Danach zog sie nach Freiburg zurück und heiratete ihre Studentenliebe Hermann Heimpel. Mit den Nazis hatte die Familie nichts im Sinn.

Nach dem Krieg ging es nach Göttingen. Hier wurde ihr Mann Universitäts-Rektor und Direktor des Max-Planck-Institutes. Sophie Elisabeth erneuerte die Zusammenarbeit mit Nohl, der das Pädagogische Seminar der Universität zu einem »Zentrum sozialpädagogischer Reflexion und Neuorientierung« entwickelte. Nach Nohls Tod übernahm sie die Redaktion seiner Pädagogen-Zeitschrift »Die Sammlung«. Sie lenkte die bundesdeutsche Aufmerksamkeit auf den Sowjetpädagogen Anton S. Makarenko und den Polen Janusz Korczak, der bis zum bitteren Ende im KZ Treblinka selbstlos für seine Waisenkinder gesorgt hatte. Sie initiierte die Korczak-Editionen, für die sie 1972 postum den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen bekam.

Sophie Elisabeth kümmerte sich mit ihrem »Verein für Jugendfragen« um gefährdete Kinder und Jugendliche. Und es war ihr Brief an Heisenberg, der die berühmte »Göttinger Erklärung« initiierte (s. ND v. 7./8.4.) und zur Anti-Atom-Kampagne in der BRD führte. Sie engagierte sich für eine »Erklärung der Frauen gegen Atomwaffen«, die von über 20 000 unterschrieben wurde, darunter von Gundi von Weizäcker und Hildegard Hamm-Brücher.

Sophie Elisabeth Heimpel starb am 30. April 1972.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Mehr aus: