Auch der Kunstmarkt wird studiert
Die neue Hochschule für Wirtschaft, Technik und Kultur stellte sich vor
Eine neue staatlich anerkannte private Hochschule stellte sich am Donnerstag vor: die Hochschule für Wirtschaft, Technik und Kultur (HWTK). Ab Oktober will sie in der Friedrichstraße ein Dutzend Studiengänge anbieten, die fast alle das Wort »Business« im Namen tragen. Die HWTK wirbt dabei mit einem neuen Konzept, das »größtmögliche Mobilität und Flexibilität« gewährleisten soll, wie Präsident Hermann Knödler sagte. In ihren Bachelor- und Masterstudiengängen soll nämlich zu jedem Semester ein Wechsel zwischen Vollzeit-, Fern- und Dualem Studium möglich sein.
Betrieben wird die HWTK vom Heidelberger Bildungsdienstleister »F+U« und der von der Stadt Baden-Baden unterhaltenen Europäischen Medien- und Event-Akademie. Alle drei Unternehmen sind gemeinnützige GmbH. F+U betreibt in Berlin schon eine Internationale Berufsakademie, wo Bachelor-Titel in einem sogenannten Dualen Studium erworben werden können: Die Studierenden sind pro Woche 20 Stunden an der Hochschule und arbeiten 20 Stunden in einem Unternehmen. Das sei ein »Erfolgsmodell« (Knödler) des unternehmensnahen Studiums.
Und um nichts anderes als »maßgeschneiderten Nachwuchs« für Firmen geht es bei der HWTK. Sie hat zu allen Studiengängen Partnerunternehmen, in denen die Studierenden arbeiten können und die im Gegenzug die Kosten des Studiums (zwischen 290 und 580 Euro monatlich) übernehmen.
Fachhochschulen, die heute »University of Applied Sciences« heißen, sind seit jeher vor allem verlängerte Werkbänke für Firmen. So unterhält auch das Bildungswerk der Wirtschaft in Berlin und Brandenburg (bbw) eine Hochschule. Derart enge Kooperationen wie bei der HWTK gibt es auch andernorts zunehmend.
»In Berlin ist die Zahl staatlich anerkannter Hochschulen in den letzten Jahren stark angestiegen«, stellt Matthias Jähne fest. Der Hochschulexperte der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zitiert Senatszahlen von November 2011, wonach es damals 22 private Hochschulen in Berlin gab. »Seitdem sind vermutlich noch einige dazu gekommen«, sagt Jähne, der diese Entwicklung kritisch sieht.
Dass gerade die relativ kleine Zahl an Master-Studienplätzen an staatlichen Hochschulen »einen ergiebigen Markt für Bildungsdienstleister« bedinge, wurde bei der HWTK-Vorstellung klar gesagt. Um dem Wort »Kultur« im Namen gerecht zu werden, soll übrigens irgendwann ein Bachelor »Kulturmanagement« eingerichtet werden. Auch etwas zu »Kunst und Ökonomie« ist möglich. Präsident Knödler kennt einen Ökonomen und einen Juristen, die »sich mit Kunstmärkten befassen«.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.