Kleine Fortschritte bei der S-Bahn
Achs- und Bremsprobleme weitgehend gelöst / Investitionen in Instandhaltung
Seit seinem Amtsantritt im Juli 2009 verbreitet Peter Buchner, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Berliner S-Bahn, in steter Regelmäßigkeit Meldungen über Fortschritte bei der Sanierung des maroden Fuhrparks des Unternehmens. So auch am Freitag, als er gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden des Mutterkonzerns DB AG, Rüdiger Grube, Journalisten im S-Bahn-Werk Friedrichsfelde über den Stand der Arbeiten, die Geschäftsbilanz und die Pläne des Unternehmens für die nächste Zukunft informierte.
Im Zuge der Börsengangspläne der DB AG war deren Berliner Tochterunternehmen systematisch ausgeplündert worden. Wartung und Instandhaltung wurden aus Kostengründen vernachlässigt, ganze Betriebsstätten geschlossen. Nach einem Unfall am 1. Mai 2009 in Kaulsdorf ordnete das Eisenbahnbundesamt im Sommer 2009 schließlich die zeitweise Stilllegung eines Teils des Fuhrparks an, da Achsen und Radscheiben bruchanfällig waren. Auch die Wartungsintervalle wurden drastisch verkürzt. Gravierende Probleme gab es ferner mit Bremssandanlagen und Motoren. Zeitweise konnte nur noch ein Rumpfbetrieb aufrecht erhalten werden.
Bis zum heutigen Tag verkehrt das Unternehmen nach einem Notfahrplan, da die für den Vollbetrieb notwendigen 550 Viertelzüge nicht zur Verfügung stehen. Seit einigen Monaten kommt gravierender Personalmangel dazu. Bedingt durch Fluktuation, hohen Krankenstand und vernachlässigte Ausbildung fehlen dem Unternehmen Fahrzeugführer, was zu zusätzlichen Zugausfällen führt.
Grube und Buchner gaben sich am Freitag dennoch zuversichtlich, dass die S-Bahn bald wieder zum Normalbetrieb zurückkehren kann. Achsen bei der wichtigsten Baureihe 481 wurden mittlerweile ausgetauscht, die Aufarbeitung der Motoren ist ebenfalls abgeschlossen. Gelöst sind laut Buchner auch die Probleme mit der Bremssandkontrolle. Auf die zeitlich aufwändige Augenscheinkontrolle der Sandfüllstände kann mittlerweile verzichtet werden. Noch nicht abgeschlossen ist dagegen die Sanierung der Baureihe 485.
Grube erneuerte sein Bekenntnis zur Berliner S-Bahn. Diese gehöre zum DB-Konzern »wie der Fernsehturm zum Alexanderplatz«. Man stehe »in Demut« zu der Verantwortung für gemachte Fehler und sei daher auch bereit gewesen, in den vergangenen drei Jahren Verluste von über 300 Millionen Euro bei der Berliner Nahverkehrstochter in Kauf zu nehmen. Grube betonte, dass auch die Reaktivierung des 2006 geschlossenen und Ende 2010 wieder in Betrieb genommenen Werkes in Friedrichsfelde »keine Eintagsfliege« sei. Vielmehr werde es dort weitere Investitionen in Höhe von 15 Millionen bis 2016 geben.
Auf einen Termin für den Wiedereinstieg in den Normalfahrplan wollten sich die beiden Manager nicht festlegen. Aller Voraussicht nach werde dies noch im laufenden Jahr möglich sein, so Buchner. Für weiter gehende Planungen, etwa zur Bestellung neuer Züge, sei es ohnehin noch zu früh, da die Entscheidungen über den künftigen Betrieb der S-Bahn nach Ablauf des Verkehrsvertrages im Dezember 2017 noch nicht endgültig getroffen seien.
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