SFX und TXL fliegen weiter

Kosten und Schuldige an BER-Verspätung unklar / Regierungserklärung heute

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Ging's auch mit der Eröffnung des BER erst einmal schief, so klappt's doch mit dem Trost. Ein Dutzend frisch ausgebildeter Flughafenseelsorger tritt schon ab 15. Mai vorfristig in Dienst - übergangsweise erst einmal auf den alten Flughäfen Tegel und Schönefeld. Diese bilden mit ihren Kennungen SFX und TLX weiterhin das Berliner Flugnetz - bis die neue Variante BER greift. Dafür bleibt das Datum wohl mindestens noch übers Wochenende offen. Neben einem Tag im August ist nach einer Idee von Air Berlin jetzt auch der November im Spiel.

Auf der politischen Ebene soll heute eine Regierungserklärung des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) für Erkenntnisgewinn sorgen. Das scheint bitter nötig. Zu viele Fragen harren der Antwort. Um »Verständnis und Geduld« mussten die Presseleute des Flughafens bitten, weil für die Fülle der Anfragen mehr Zeit benötigt werde. Am Montag werde über die weiteren Schritte zur Eröffnung informiert.

Eine Klarstellung gab es sofort. So wurde mitgeteilt, dass die Deutsche Telekom AG nicht am Bau der technischen Anlagen für den Brandschutz beteiligt sei. »Dementsprechend gibt es keinen Zusammenhang zwischen der Verschiebung des BER-Eröffnungstermins und den Leistungen der Deutschen Telekom AG für den neuen Flughafen Berlin Brandenburg.« Richtig sei, dass die »Telekom-Tochter T-Systems International Auftragnehmer für das Arbeitspaket Datentechnik am Flughafen BER ist«. Kunden des Konzerns werden mit solchen Feinheiten vertraut sein. Auch Siemens und Bosch sind als Beteiligte am Projekt Brandschutz genannt, Schuldige noch nicht.

»Was kostet die Verschiebung«, fragt naturgemäß der Berliner Bund der Steuerzahler. Dessen Vorsitzender Alexander Kraus befürchtet, dass Regressforderungen betroffener Unternehmen an den Gesellschaftern der Flughafengesellschaft hängen bleiben könnten. Neben der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Brandenburg wäre damit auch das Land Berlin mit seiner Beteiligung in Höhe von 37 Prozent an der Flughafen GmbH betroffen.

Konkrete Summen werden bislang nicht genannt, die Rede ist nur immer wieder von »Millionen«. Geschäfte werden nicht eröffnet, Umzüge neu geplant, Flüge verlegt. Lufthansa bucht bis zu eine Million Passagiere nach Tegel um, Air Berlin ebenso. Wenigstens Easyjet ist »ohne Probleme«.

Bei der Brandschutzanlage habe das »Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten nicht einwandfrei funktioniert«, sagte Flughafenchef Rainer Schwarz. Das könnte auch für die Verantwortlichen gelten. Fraktionschefin Ramona Pop (Grüne) fordert einen Krisengipfel und die Übernahme politischer Verantwortung. Ex-Wirtschaftssenator Harald Wolf (LINKE) bleibt gelassen: Aufsichtsräte könnten nur funktionieren, wenn die Zuarbeiten gut seien. In der Schlussphase solle man nicht die Pferde wechseln.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.