Trubel am Terminal
Zehntausende auf Besichtigungstour beim BER in Schönefeld
»Die wären doch niemals in drei Wochen fertig geworden«, sagt ein Besucher. Die Blicke richten sich auf die Baustelle einige Meter hinter der schmucken Glasfassade des neuen Hauptstadtflughafens. Auf den Publikumstagen »Rund ums Terminal« war an diesem Wochenende das Gelände für Besucher geöffnet. Wo an manchen aufgeräumten Stellen nur noch die Passagiere fehlen, erinnert der Airport andernorts mehr an einen Rohbau.
Klaus Wowereit (SPD) ist ebenfalls gekommen. Für den Regierenden Bürgermeister und Aufsichtsratschef des Flughafens ist dieser Tag schwierig - ihm wird die Mitverantwortung für das Chaos gegeben. »Sie können selber auch sehen, wie weit der Flughafen schon ist«, ruft er den Menschen vor der Bühne zu. Einige lachen darüber, andere buhen, wieder andere klatschen. Die Flughafengesellschaft will Bitternis mit Zufriedenheit über das große Interesse der Bürger verdrängen. »Schon mehr als 50 000 Besucher hatten wir am ersten Tag, und wir freuen uns darüber sehr«, meint ein Flughafensprecher. Den Besuchern bläst Samstag kalter Wind entgegen. Der weht Servietten und Werbeflyer durch die Gegend, auch Geruch von Bratwurst und Crêpes. Einige clevere Gastronomen haben Glühwein im Angebot.
Zur Feststimmung will die Blamage, die laut Lufthansa-Vorstand Carsten Spohr nicht nur Berlin, sondern ganz Deutschland trifft, nicht so recht passen. Besucherin Angela Linkner schaut etwas verständnislos auf die mit dunklem Holz getäfelte Eingangshalle des Terminals. »Das hätte nicht passieren dürfen«, findet sie, »bei so vielen Leuten, die hier das Sagen haben.« Wowereit und Platzeck seien Schuld und müssten Konsequenzen ziehen.
Diese hält der Regierende Bürgermeister für durchaus möglich - allerdings nicht bei sich selbst. Man werde die gemachten Fehler aufarbeiten und Schlüsse ziehen.
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