Drei Länder, ein Harz

20 Jahre grenzübergreifender Regionalverband

  • Uwe Kraus, Halberstadt
  • Lesedauer: 3 Min.
In diesem Jahr begeht der Regionalverband Harz (RVH) seinen 20. Gründungstag. Er besteht aus fünf Landkreisen in drei Ländern - Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen - sowie 130 Fördermitgliedern.

Der liebenswerteste Baum des Harzes steht in Heringen, also im thüringischen Teil des nördlichsten Mittelgebirges Deutschlands. Gepflanzt wurde die ausladende Eiche 1871, im Harzer Naturparkwettbewerb gewann sie kürzlich gegen die Hutberg-Linde von Schielo, die Bunnemanns Buche in Ballenstedt und die Langensteiner Klettereiche. In den vergangenen Jahren hatte dieser Wettbewerb zum Beispiel Bergbaudenkmäler oder Naturbadestellen zum Thema. Mit ihm habe der Regionalverband Harz (RVH) gezeigt, dass der Naturparkgedanke eine Chance sei, sagt Naturparkchef Klaus George. Das helfe Gäste zu halten und Identität zu stiften.

»Wandern kann man überall. Naturparks, mit denen der Harz im Wettbewerb steht, gibt es 105«, erklärt George. »Unser von der UNESCO zertifizierter Geopark ist ein außergewöhnliches Fenster in die Erdgeschichte - voller Seltenheit oder Schönheit. Es gibt kein Mittelgebirge mit einer derartigen geologischen Vielfalt.«

Der RVH wurde 1992 gegründet. Er sollte sich einst um die Infrastruktur im Harz kümmern und eine einheitliche Planungsregion etablieren. Die Vision einer Harzer Planungsregion starb, der RVH bemühte sich aber, den Naturpark Harz, dessen Träger er unterdessen ist, zu entwickeln und die kulturelle Tradition fortzuführen. Im Harz zählen dazu etwa die Bergbaufolgelandschaft oder auch die Fichten-Monokultur. Die Erholung der Menschen und die Natur sollen dabei im Einklang entwickelt werden.

Bei einer Umfrage der Deutschen Zentrale für Tourismus unter ausländischen Gästen erlebten George und sein Team »eine faustdicke Überraschung«: Von den 105 Naturparks schafften es nur zwei auf die Liste der TOP 100 der beliebtesten Reiseziele in Deutschland: der Naturpark Schwarzwald in Baden-Württemberg und der Naturpark Harz in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. »Der Erfolg hat viele Mütter und Väter, in erster Linie die Partner des Natur- und Geoparknetzwerkes im Harz«, meint George.

Der Goslarer Landrat und Vorsitzende der Regionalverbandes Harz, Stephan Manke (SPD), sagt, man gehe gut aufgestellt in die Zukunft, um den Harz für Gäste und Einheimische in der Einheit von Naturpark, Geopark und Tourismusregion noch attraktiver zu machen. »Interkommunale Zusammenarbeit praktizieren wir hier schon seit 20 Jahren.« Schließlich bestehe der RVH nach den Kreisgebietsreformen im Osten aus nunmehr fünf Landkreisen in drei Ländern sowie 130 Fördermitgliedern.

Johanna Wanka (CDU), niedersächsische Wissenschafts- und Kulturministerin, verweist auf das Potenzial der ältesten Montanregion der Welt, von Land- und Forstwirtschaft im Harz. »Kulturtourismus ist hier eine Zukunftsoption und kein Notnagel, wenn alles wegbricht«, sagt Wanka mit Blick auf demografische Entwicklungen und Veränderungen in der Arbeitswelt. UNESCO-Welterbe in der Altstadt von Goslar, in Quedlinburg und mit der Oberharzer Wasserwirtschaft sei gut und schön, doch ohne gemeinsame Vermarktung werde der Harz zu wenig wahrgenommen. Sie unterstütze eine »kleinteilige Kulturförderung«, die in Niedersachsen durch den Regionalverband Harz praktiziert werde. Der winzige Prozentsatz des Etats, der für Kultur fließe, hätte somit große Wirkung.

»Diese Form regionaler Kulturförderung sollte auch eine Option für Sachsen-Anhalt bei der Kulturgesetzgebung sein«, fordert André Lüderitz, Landtagsabgeordneter der LINKEN. Für ihn verbinde der RVH hervorragend Natur, Tourismus und Kultur im Harz. »Hier beweist sich, wie viel es bringt, wenn die regionalen Akteure über Landesgrenzen hinweg agieren.« Als Umweltpolitiker freue es ihn, dass nun alles vorbereitet werde, um im Südharz den Naturpark Mansfelder Land zu schaffen.

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