Pazifisten als Partner der Militärs

Erhard Eppler über entstaatlichte Gewalt, radikale Umgestaltung der Armeen und Hegel in Schwaben

ERHARD EPPLER, Dr. phil, geb. 1926. Bis 1991 im SPD-Parteivorstand. Bundestag: 1961-1976. Unter Brandt Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit 1968-1974. Seine einstigen Aufklärer-Themen: Atom, Nachrüstung, Ökologie. Führte den Begriff der »Lebensqualität« in die Wertedebatte ein, ebenso den Unterschied zwischen Wert- und Strukturkonservatismus. Grass schrieb, des Mannes Haaransatz verrate »steil aufschießenden Idealismus«. Eppler über seine Eltern: »Beide waren beeinflusst von Friedrich Naumann, einem linken Liberalen, dessen Erbe im Augenblick zu Unrecht von der FDP beansprucht wird; sie benannte ihre Stifung nach ihm. Meine Eltern hatten eine starke soziale Ader, meine Mutter im Wohnungsausschuss von Schwäbisch-Hall, mein Vater als Schuldirektor. Mein Vater verstarb früh, ich konnte ihn leider nicht fragen, was er davon halte, dass ich Sozialdemokrat geworden bin.«

ND: Herr Eppler, Ihr neues Buch fragt im Titel »Vom Gewaltmonopol zum Gewaltmarkt?«. Das kontrollierte Gewaltmonopol des Staates, von Ihnen als »unschätzbare zivilisatorische Errungenschaft« bezeichnet, werde merklich ausgehöhlt. An dessen Stelle trete privatisierte, kommerzialisierte Gewalt. Terrorist Osama bin Laden sei nicht »das apokalyptische Tier aus dem Abgrund, sondern ist einer dieser Kriegsherren, allerdings einer, der weltweit zuschlagen kann, der Chef eines multinationalen Gewaltunternehmens«.
Der 11. September 2001 hat offen gelegt, wie weit die Ent-Staatlichung der Gewalt gediehen ist, wie rapide sie sich nach dem Ende des Kalten Krieges vollzogen hat.

ND: Warum privatisiert und kommerzialisiert sich Gewalt?
Weil zum Beispiel der Waffenmarkt floriert wie nie zuvor. Weil die technische Zivilisation eine immer leichter handhabbare Waffentechnik produziert. Die soziale Ungleichheit macht aus Zivilgesellschaften Zitadellenges...



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