Helden der Umwelt
Zum 17. Karneval der Kulturen setzen die Sustainable Heroes auf Nachhaltigkeit
In der Jugendfreizeiteinrichtung »Anna Landsberger« in Marzahn-Hellersdorf sind die Tische zusammengeschoben worden. Darauf türmen sich bunte Stoffreste, Pappen in allen Formen und Größen, Plastikbecher, Zeitungspapier und abgeschnittene Dosen. Selbst auf den Stühlen und Sofas geht das Durcheinander weiter. Auf der Probe der Karnevalsgruppe Sustainable Heros ist es schwierig, eine Sitzgelegenheit zu finden.
Morgen beginnt der Karneval der Kulturen in Kreuzberg. Vier Tage wird getanzt, musiziert, geschlemmt und gestaunt. Beteiligt sind ca. 5200 Mitwirkende. Höhepunkt des Straßenfests ist der Karnevalsumzug am Pfingstsonntag. 99 Gruppen mit 821 Künstlern aus 70 Ländern haben sich angemeldet. Der Umzug soll um 12.30 Uhr am Hermannplatz beginnen und gegen 21.30 Uhr in der Yorkstraße enden. Für den Samstag ist außerdem ein Kinderkarneval vom Mariannenplatz zum Görlitzer Park geplant. Die Veranstalter rechnen mit mehreren hunderttausend Besuchern.
Der Umzugswagen der Sustainable Hereos wird im Rahmen einer serbisch-deutschen Jugendbegegnung von dem gemeinnützigen Jugendverband »Roter Baum e.V.« organisiert. Das Anliegen ist der Umweltschutz. »Unser Planet ist im Eimer, wir müssen jetzt endlich was machen«, sagt Saša Jelesigevic´.
Saša gehört zu 20 Jugendlichen, die aus dem serbischen Ort Pančevo nach Berlin gekommen sind, um am Karneval der Kulturen teilzunehmen. Dort werden sie gemeinsam mit etwa 60 Berliner Jugendlichen auftreten. Zusammen sind sie die Sustainable Heroes - die Nachhaltigkeitshelden. Am Sonntag wird sich die Gruppe mit der Nummer 91 gegen 16 Uhr in den Umzug einreihen. Bis dahin muss allerdings noch einiges getan werden.
Vor sieben Tagen sind die serbischen Jugendlichen angekommen und wohnen seither in der JFE »Anna Landsberger«. Zuerst galt es das Eis zwischen Deutschen und Serben zu brechen und die vermeintliche Sprachbarriere als das zu enttarnen, was sie ist: kein Problem. »Hier sehen wir die Widerlegung der These, Europa sei am Ende. Diesen jungen Menschen geht es um gemeinsame Ziele in einem gemeinsamen Europa. Und um viel Spaß. Da findet sich ein Weg, um zu kommunizieren«, sagt die Bezirksstadträtin Juliane Witt, die das Projekt unterstützt.
Inzwischen wird munter ausgeschnitten, geklebt und die ersten Kostüme werden anprobiert. Absprachen laufen über Englisch, Deutsch, Serbisch oder mit Händen und Füßen. Draußen hantiert eine Schar Mädchen mit Sprühdosen und färbt Kopfverzierungen aus Karton und Flügel aus Drahtgestellen. Die Grundlage der Kostüme bilden hellgrüne, eng anliegende Ganzkörperanzüge. Mit Hilfe von recycelten Materialien sollen diese dann zu Superheldenkostümen werden. So lassen sich z.B. Plastikbecher ohne Boden prima zu Armreifen umfunktionieren, wenn man sie mit Alufolie umwickelt.
»Wir wollen mit Kreativität für das Thema Umweltschutz werben. Gerade Jugendliche werden sich stärker angesprochen fühlen, wenn sie sehen, dass man dabei viel Spaß haben kann und aus Recyceltem coole Sachen entstehen«, erklärt Luisa aus Berlin.
Auch die Requisiten und die Dekoration des Wagens werden vorrangig aus wiederverwendeten Abfällen hergestellt. Nachhaltig ist auch die Lichtinstallation: Die Künstler der »Telekollegen« verwenden nur sparsame LED-Lampen, die mit Solarstrom betrieben werden. Für passende Musik sorgen drei Bands und ein DJ-Team.
Natürlich hoffen alle, die Jury in der 90 Sekunden langen Präsentation beeindrucken und einen Preis gewinnen zu können. Aber im Vordergrund stehen die Idee, der Spaß und die gemeinsame Zeit. Und wer weiß, vielleicht sieht die Jury in Pančevo alles wieder ganz anders. Dorthin geht es dann nämlich in zwei Wochen mit demselben Programm.
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