Vielfalt macht stolz
700 000 feierten in Berlin den 17. Karneval der Kulturen
Stolz auf die eigenen Wurzeln: Beim Karneval der Kulturen feierte Berlin am Pfingstwochenende zum 17. Mal seine Vielfalt. Laute Musik, Trommelschläge, bunte Kostüme - von Freitagabend bis Montag verwandelte sich der Stadtteil Kreuzberg in eine unbeschwerte Party. Der traditionelle Höhepunkt des Karnevals, der Straßenumzug, lockte am Sonntag rund 700 000 Besucher an, die sich bei strahlendem Sonnenschein an den aufwendig gestalteten Kostümen und Wagen der Teilnehmer erfreuten. Fast 100 Gruppen aus 70 Ländern präsentierten ihr Herkunftsland. Die Parade begann am Hermannplatz in Neukölln und endete am Abend in der Yorckstraße in Kreuzberg. Erstmals waren Gruppen aus Taiwan und Nepal dabei.
Am Südstern gaben sich die Teilnehmer besondere Mühe, denn dort saß die Jury, die Tänzer und Co. unter die Lupe nahm. Aufgrund eines Punktegleichstands gibt es in diesem Jahr vier Preisträger in der Gesamtformation, wie die Veranstalter gestern mitteilten. Prämiert mit je 1000 Euro wurden die Gruppen »Sri Lanka Association« Berlin, »Der blaue Drache«, »Grupo Peru« und »Bloco Explosao«. Die Wagenpreise zu je 750 Euro gingen an »Rios Profundus« und »Reif für den Frieden. Venizial-Zündung«. Mit zwei Preisen à 500 Euro wurden die Kinder und Jugendgruppen »Angolaner in Deutschland« und »Charlottes Boogie Stube« ausgezeichnet. Der Karneval ist das größte Event Berlins. Initiiert wurde er 1996 von der Werkstatt der Kulturen.
Bereits am Samstag zogen die Kleinen unter dem Motto »Flieg mit der Eule« beim Kinderkarneval durch Kreuzberg. Beim integrierten viertägigen Straßenfest gab es neben dem Bühnenprogramm zahlreiche »Nebenakteure« auf den Grünflächen zu bestaunen. Jongleure, Musiker oder auch Breakdancer unterhielten die Besucher. Bemerkenswert dabei - es schien nicht wichtig, wie »gut« die Performer waren. Scheu und Unsicherheit haben offensichtlich keinen Platz auf dem Karneval.
Das verdeutlichte beispielsweise die Band Pasaje abierto am Sonntag auf der Latinauta-Bühne. Zu lateinamerikanischen Rhythmen wirbelte die Frontfrau selbstsicher ihre üppigen Körperrundungen durch die Luft und animierte Hunderte Zuschauer zum Tanzen, ob jung oder alt. Nicht weniger selbstsicher zeigten sich die Frauen afrikanischer Herkunft, die sich in ihren traditionellen bunten Kleidern zu Reggae und Dub-Klängen vor der Farafina-Bühne trafen.
Wer sich Musiker auf allen vier Bühnen ansehen wollte, brauchte allerdings viel Geduld. In kleinen Schritten schoben sich die Besucher an den verschiedenen Imbiss- und Infoständen vorbei. Cocktails und diverse Speiseangebote machten das Drängelei etwas erträglicher.
Am Rande der Party nahm die Polizei am Sonntagabend drei Taschendiebe fest. Alle Bestohlenen erhielten ihr Eigentum zurück. Die Polizei zählte insgesamt 23 Anzeigen wegen Körperverletzung und zwölf Diebstähle. Ansonsten verlief das Fest friedlich. Die ausgelassene Stimmung endete keinesfalls an den Toren zum Straßenfest. Rund um den Blücherplatz fanden spontane Konzerte statt. Die Gastronomen waren darauf bestens vorbereitet. Kalte Getränke, Musik und Grillfleisch wurden den Karneval-Fans serviert. Dort feierten sie einfach weiter. Einmal im Jahr dürfte das schließlich keinen stören.
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