Szenen aus der Tiefe

Uraufführung am Schauspiel Essen: »Die Ästhetik des Widerstands« nach dem Roman von Peter Weiss

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Was bleibt beim Nachtgang aus dem Theater hinaus? Erinnerung, was da eben zu erleben, zu erdenken war. Ein Schrei der Ästhetik, ein Schrei der Bühne: entsetzlich, dass es dies alles gab, so grausam, so unerbittlich. Die Realität. Kunst: der letzte Aufbewahrungsort der dortigen Tragödien. Aber doch auch Sammelstelle dessen, was dem Irrtum, dem Kampf, den Schmerzen, dem Scheitern, dem Sterben vorausging, nämlich: die Utopie - jener so besinnungswürdig bleibende Welt-Entwurf des Besseren, des endlich Menschlichen auf dieser Erde. Utopie, das ist Entschlossenheit, die Unbegreiflichkeit der Ordnungen und ihres Chaos nicht als naturgegeben zu akzeptieren.

Kunst bewahrt auf, mit dem Sinn einer Prüfung: Wann könnte das, was einst so hoch und weit gedacht war, wieder als Praxis zur Welt kommen, klüger freilich und weniger blutend und weniger menschenvernichtend. Just das zu glauben, das zu hoffen? Ausgerechnet dies, das Unmögliche, den Frie...


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