»Murmansk« wurde trocken gelegt

Das norwegische Fischerdorf Sørvær verliert seine Attraktion

Winter 1994: Die Kirchenglocken läuteten Heiligabend ein, da schwamm den Einwohnern des norwegischen Küstenortes Sørvær ein höchst seltsames Weihnachtsgeschenk zu: der russische Kreuzer »Murmansk«. Nun wird Sørvær seine einzige Attraktion wieder genommen - Tonne für Tonne. Als Schrott.

Der Kreuzer »Murmansk«, der sich auf seine letzte Reise zur geplanten Verschrottung in Indien gemacht hatte, riss sich vor der Insel Senja vom Schlepper los. Ohne Kapitän und Mannschaft trieb das 211 Meter lange Schiff der Swerdlow-Klasse vier Tage lang in schwerer See. Weder der Küstenwache noch der norwegischen Marine war es gelungen, den Havaristen wieder an den Haken zu bekommen. Dann krachte das einstige sowjetische Machtsymbol direkt unterhalb der NATO-Radarstation an die Felsen.

Das Schiff verschaffte der 300-Seelen-Gemeinde eine gewisse internationale Berühmtheit. Und es verbreitete Angst - nachdem in den norwegischen Medien Meldungen aufgetaucht waren, dass es radioaktive Stoffe an Bord der »Murmansk« geben soll - Angst und Schrecken. Dazu fürchtete man allerlei schädliche Verbindungen an Bord: Restöl, PCB, dazu Asbest - der Cocktail sei tödlich...


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