Viel Knall um Nichts
Zwei erfolglose Tresorknacker wegen Sprengstoffexplosion angeklagt
Fünf Versuche, einen Tresor zu knacken, fünf Pleiten. Die Jungs hätten sich besser vorher mit der Olsen-Bande beschäftigen sollen. Das dänische Knacker-Trio hat bekanntlich immer alles bis ins letzte Detail geplant. Doch am Ende ging alles schief und Egon landete hinter Gittern. Die Berliner Egons - nicht ganz so verschroben aussehend und ohne den schlicht-knalligen Humor ihrer Kollegen - heißen Steve H. (28) und Robert P. (29). Robert, der Kopf des Duos, Steve der anhängliche Diener. Der eine schwach, labil, der andere ein richtiger schwerer Junge. Beide vorbestraft, beide ohne Beruf, beide hängen sehr an ihren Familien.
Und genau deshalb sind ihre Taten so unverständlich, denn sie haben sich und andere mehrfach in akute Lebensgefahr gebracht. Erfolglos haben sie im letzten Jahr versucht, Geldautomaten in verschiedenen Berliner Sparkassen in die Luft zu jagen, um so an die Scheine zu kommen. Über einen Schlauch leiteten sie in den Nachtstunden ein explosives Gasgemisch in die Geldautomaten, um sie dann mit einer Lunte zur Explosion zu bringen. Mal flogen die Tresore aus der Verankerung, mal brachen Wände unter der Wucht der Detonation zusammen, flogen Glassplitter bis zu 25 Meter weit. Unter dem Strich null Euro Beute aber ein Sachschaden von rund 45 000 Euro.
Steve und Robert legten über ihre Anwälte ein volles Geständnis ab. Sie kennen sich aus Knastzeiten, beide waren zur Bewährung in Freiheit. Meldungen im Internet brachten Robert auf die Idee, sich intensiv dieser Methode der Geldbeschaffung zu widmen. Sie googelten »Geldautomat« und »Explosion« und fanden eine Fülle von fachmännischen Hinweisen, wie die Sache anzupacken sei. Seit 2009 sind Gasknacker aktiv und seitdem breiten sich die Explosionsversuche wie eine Welle über Europa aus. Irgendwo knallt ein Automat, die Medien berichten, sofort gibt es Nachahmer, die es besser machen wollen. Etwa 50 Fälle sind in Berlin registriert.
Von allen Varianten, Geldautomaten ungesetzlich zu Leibe zu rücken - etwa mit Tastaturnachbildungen, Kameras oder Klebebändern in den Schlitzen - ist dies die gefährlichste. Das bestätigte der Chef der Ermittler für Tresorknacker, der als Zeuge aussagte. Die Metode ist völlig unberechenbar. Man kann nie vorhersagen, wie sich die Explosion entwickelt. Dem Duo ist man schnell auf die Schliche gekommen. Schon beim ersten Versuch hinterließen sie DNA-Spuren, die Versuche, die Überwachungskameras außer Betrieb zu setzen, misslangen. Dann wurden die Telefone überwacht, die Polizei war sich sicher, die Richtigen im Visier zu haben. Nach fünf Versuchen wollten sie selbst aufgeben, doch da war es für ein stilles Untertauchen zu spät.
Schon lange hat Steve nach eigenen Aussagen versucht, die verhängnisvolle Freundschaft mit Robert zu beenden. Er kam nicht los, ließ sich immer wieder von seinem »Freund« hineinziehen. Doch verantwortlich sind beide. Da gibt es keinen Unterschied zwischen einem Weichei und einem hartgesottenen Gangster. Eine deutliche Strafe erwartet sie.
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