Atommüll auf der Havel

Proteste gegen gefährlichen Transport aus dem stillgelegten Kernkraftwerk Obrigheim

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit fast 250 Beteiligten üben Feuerwehr, Polizei, Deutsches Rotes Kreuz, Technisches Hilfswerk und Bundeswehr am Sonnabend in Bergholz-Rehbrücke bei Potsdam das Vorgehen bei einer Massenkarambolage auf der Autobahn. Allein 100 Personen spielen dabei die Verletzten.

Das Szenario: Ein Tankwagen mit defekten Hydraulikleitungen hinterlässt eine Ölspur. Die Bremsen der nachfolgenden Fahrzeuge versagen deswegen und es kommt zu Auffahrunfällen. Für die Übung wird die Ladestraße zwischen Bahnhof Rehbrücke und Drewitzer Straße gesperrt, meldete die Potsdamer Stadtverwaltung.

Indessen droht eventuell eine echte Havarie. Die Stadt könne sich darauf jedoch nicht vorbereiten, weil sie offiziell davon gar nichts wisse, erklärte der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität Potsdam. Auf dem Wasserweg nähern sich demnach zwei je 160 Tonnen schwere Dampferzeuger aus dem bereits stillgelegten Atomkraftwerk Obrigheim in Baden-Württemberg. Das Schiff fuhr am 24. Mai los und soll am 4. Juni im Hafen von Lubmin eintreffen. Möglicherweise schippert der Atommülltransport am Sonnabend über die Havel durch Potsdam und Berlin-Spandau.

Das sei eine »gruselige Vorstellung«, wenn das Schiff das diesjährige Hochschulsommerfest passiert, gab AStA-Kulturreferentin Claudia Fortunato zu bedenken.

Als Reaktion auf den Atommülltransport sollte bereits gestern Abend im Babelsberger Kino »Thalia« ein Dokumentarfilm zur Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima gezeigt werden. Für den Streifen »Hibakusha« redeten die Bundestagsabgeordnete Dorothee Menzner (LINKE) und der Journalist Ralph T. Niemeyer mit Opfern und Wissenschaftlern sowie mit Überlebenden der Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki. In der anschließenden Diskussion sollte es um die »auch hier allgegenwärtige Gefahr durch radioaktive Strahlung gehen«, kündigte AStA-Umweltreferentin Anneka Cooke an.

Stromaufwärts sind Proteste vorgesehen, beispielsweise eine Kundgebung heute Mittag in Hennigsdorf und um 17.30 Uhr eine Mahnwache am Spaßbad »Turm« in Oranienburg. Der ehemalige Kanurennsportler Thomas-David Lühmann hat alte Sportkameraden und Wassersportvereine in einem Brief aufgefordert, sich zu beteiligen.

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