Von der Weisheit des Souveräns – des Parteitags also – war in Göttingen mehrfach beschwörend die Rede. Vorrangig, wenn es um die Stimmabgabe der Delegierten in diversen Wahlgängen ging. Doch die Weisheit der Delegierten geht weit über das Wahlverhalten hinaus.
Das ganze Gerede von einer Spaltung geht Sebastian Walter tüchtig auf den Wecker. Der Kreisvorsitzende in Barnim in Brandenburg ist sicher: »Am Ende siegt die Vernunft.« Der 22-Jährige gilt ohnehin bei seinen zum Teil erheblich älteren Genossen – und das sagt er mit einem spitzbübischen Lächeln – als »Optimismusbeauftragter«. Was nicht heißen soll, dass er sich nicht tüchtig aufregen könnte. Weshalb es den Studenten irgendwann in der Debatte in Göttingen ans Rednerpult trieb. Um einerseits zu bekennen, gegen den rot-roten Koalitionsvertrag gestimmt zu haben, weil er Nachverhandlungen wollte. Und andererseits den immer wieder in Sachen Regierungsbeteiligung argwöhnenden Delegierten vorzurechnen, was die LINKE in der Regierungsverantwortung trotzdem erreicht hat: 2000 neue Lehrerstellen, 1000 zusätzliche Erzieherstellen, den Abzug der brandenburgischen Polizei aus Afghanistan, die Aussetzung der Residenzpflicht und die Senkung des Wahlal...