Beim Thema Nachhaltigkeit ganz vorne

Auf dem Umweltfestival informierten sich Bürger zur regenerativen Energien und Stromnetzen

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.
Trotz Nieselregens gut besucht: das Umweltfestival
Trotz Nieselregens gut besucht: das Umweltfestival

Spaß haben und Ressourcen schonen, das klingt nicht unbedingt so, als würde es zusammenpassen. Aus Sicht der Grünen Liga ist dies jedoch auch beim diesjährigen Umweltfestival auf der Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Großem Stern gelungen. Rund 100 000 Besucher zählt der Veranstalter trotz Nieselregens auf dem Markt der ökologischen Möglichkeiten. Eine Zahl, die durchaus plausibel ist, denn bereits vor Ankunft der Teilnehmer der vom ADFC organisierten Fahrradsternfahrt um 14.30 Uhr sind hier Tausende unterwegs.

»Gerade im Vorfeld des Erdgipfels in Rio de Janeiro war es uns wichtig, ein Zeichen zu setzen. Ein Zeichen an die Politiker, sich tatkräftig für klimafreundliche Innovationen einzusetzen und sich weltweit auf verbindliche Richtlinien für nachhaltigen Konsum zu einigen«, sagt der Vorsitzende der Berliner Grünen Liga, Leif Miller. 230 Aussteller aus dem ganzen Spektrum der ökologischen Weltverbesserung sind vertreten. Das reicht von großen Fahrradhändlerketten über Biobäckereien, die »Initiative zur Abschaffung der Jagd«, ökologische Gewürz- oder Baustoffhändler, das Blindenhilfswerk bis zu Ständen von Ministerien, Senatsverwaltungen und der BVG.

»Auf mich wirkt das wie eine große Fressmeile hier«, sagt Viktoria Kärner aus Neukölln. Sie hatte sich eine klarere Ausrichtung auf Informationen versprochen. »Und was hat die GASAG hier überhaupt verloren?«, fragt Kärner weiter. Nun, die ist einer der Sponsoren, und es gibt ja auch Biogas im Programm. Für Vertreter der reinen Lehre ebenfalls zweifelhaft dürften die präsentierten Elektroautos sein, schließlich ist deren ökologischer Nutzen zumindest strittig.

Kritik, die Stefan Richter von der Grünen Liga durchaus nachvollziehen kann: »Natürlich setzen wir vor allem auf den Umweltverbund - also Fußgänger, Radfahrer und öffentlichen Nahverkehr. Allerdings gehört das Auto zu unserer Gesellschaft dazu.« So sei Erdgas nicht nur aus Sicht des Klimaschutzes gegenüber herkömmlichen Antrieben vorteilhafter, auch emittierten Gasmotoren keinerlei Feinstaub, was gerade in der Stadt wichtig sei. Elektroautos seien dann günstiger, wenn sie mit Strom aus regenerativen Quellen betrieben würden.

Spaß haben auf jeden Fall die Kinder, beispielsweise auf der Strohballenhüpfburg. Während die Kleinen dort versorgt sind, können ihre Eltern sich informieren. Zum Beispiel beim Stand des Berliner Energietisches, der momentan Unterschriften für die Rekommunalisierung des Berliner Stromnetzes sammelt. Hintergrund ist die demnächst auslaufende Konzession des Inhabers.

»Ich verstehe das nicht, geht es um Stadtwerke?«, fragt Hiltrud Bänske die Unterschriftensammlerin. Sie ist nicht die einzige, die durch die Zusammenhänge von Ökostrom, Netzausbau und Strompreisen nicht ganz durchblickt, obwohl sie durchaus schon einiges zum Thema weiß. Trotzdem unterschreibt sie. Andere lassen sich sogar Unterschriftenlisten mitgeben und wollen im Bekanntenkreis dafür trommeln. Beim Berliner Energietisch ist man zuversichtlich, bis Ende Juni die nötigen 20 000 gültigen Unterzeichner zusammenzukriegen, trotzdem ist jeder, der noch nicht mitgezeichnet hat, aufgerufen dies noch zu tun.

Neben dem Energietisch sind unter anderem der Wassertisch und die Brandenburger Initiative für ein Nachtflugverbot am künftigen Schönefelder Großflughafen vertreten. Auf zwei Bühnen spielen Bands, unter dem Motto »Große Klappe - viel dahinter« gibt es einen Poetry Slam zu ökologischen Themen, dazu werden prominent besetzte Gesprächsrunden veranstaltet.

Beim Thema Nachhaltigkeit auf Großveranstaltungen sieht sich das Umweltfestival weit vorne. »Wir sind die einzigen in Berlin, die keinen Müllentsorger beauftragen müssen«, sagt Stefan Richter. Das liege an der Verwendung von bepfandetem Mehrweggeschirr und einer Genehmigungspflicht für die Flyerverteilung. »Damit wollen wir für die Fanmeile beispielgebend sein.«

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