Litauens verordnete Wahrheit
In Vilnius wurde ein Politiker wegen »Leugnung der Verbrechen der UdSSR« verurteilt
Das Berufungsgericht in Litauens Hauptstadt Vilnius verurteilte am Dienstag einen linken Politiker dafür, dass er Zweifel an der staatlich verordneten Wahrheit äußerte. Demokratiewächter im Westen beobachten schweigend, wie in Europa ein politischer Dissident für sieben Worte bestraft wird.
In der Nacht vom 12. zum 13. Januar 1991 sammelten sich vor dem Fernsehturm in Vilnius die Kämpfer für die nationale Unabhängigkeit des noch sowjetischen Litauens. Mitglieder der Bewegung »Sajudis« hatten den Fernsehsender bereits in ihre Gewalt gebracht, die »Russen« - die KGB-Spezialeinheit »Alpha« und Soldaten der Sowjetarmee - sollten den Sender zurückerobern.
Aufgebrachte Litauer standen auf der einen Seite, »Alpha« und Fallschirmjäger auf der anderen Seite. Auch sowjetische Panzer rollten Richtung Fernsehturm und richteten ihre Läufe auf die Menge. Schüsse fielen. 13 erzürnte, aber unbewaffnete Bürger ließen ihr Leben. »Russen« hätten sie kaltblütig umgebracht, hieß es nicht nur in litauischen Nachrichten. Zum Begräbnis kamen Zehntausende Litauer. Hass auf »die Russen« war die vorherrschende Stimmung im Baltikum.
Sehr bald zogen sich die »Russen« aus Vilnius, aus Litauen, schließlich aus dem ganzen Baltikum zurück. Der Fe...
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