Wende - ja!, aber wohin?
Sonntag wählen die Griechen innerhalb von sechs Wochen zum zweiten Mal
Der milde Frühling hatte sich ungewöhnlich lange gehalten. Nun beißt die Sonne richtig, wie die Griechen sagen. Heiß und bissig geht es auch sonst zu. Denn die Parlamentswahlen am Sonntag könnten die Nagelprobe für Existenzielles sein: Staatsbankrott oder Marshallplan, Euro-Zukunft oder Drachme-Renaissance, diskreditierte neoliberal-konservative Schwarz-Rosa-Regierung oder eine frische demokratisch-sozialistische Option.
»Von alternativlosen Zuspitzungen und Spekulationen halte ich wenig«, sagt Ioannes Skoulikides. Er arbeitet als Mathematik- und Physiklehrer an einem Gymnasium in Larisa, Provinzhauptstadt des zentralgriechischen Thessalien, nahe der Ägäis, etwa auf der Mitte des Straßenwegs von Sofia nach Athen gelegen. »Doch eine Wende bei den Wahlen am Sonntag wäre fantastisch«, sagt Skoulikides. »Aber wohin, mit welchen Konsequenzen für wen?«, fragt sich der 58-Jährige sofort skeptisch.
Zwei von den Griechen einst frenetisch gefeierte politische Wenden hat der passionierte Hobbyhistoriker als Student und junger Arbeitsloser in Athen schon einmal erlebt. Die unter der Devise »Metapolitefsi« von 1974, die mit Konstantinos Karamanlis, dessen Nea Demokratia (ND) und dem endgültigen Bruch mit der Junta verbunden war. Und dann 1981 auch »Allagi«, die Kampflosung, mit der Andreas Papandreou und seine PASOK einen neuen, anti-US-amerikanischen Kurs ein...
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