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Nervöse Oberhirten

Im katholischen Erzbistum Freiburg haben Pfarrer ein Reformpapier verabschiedet - nun gibt es Ärger

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 3 Min.
Dürfen wiederverheiratete Geschiedene an den katholischen Sakramenten teilhaben? Die Kirche sagt weiterhin Nein. Jetzt stößt sie ausgerechnet in Freiburg auf Widerstand - im Bistum des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch.

In Österreich sorgt seit geraumer Zeit eine »Pfarrer-Initiative« für Aufsehen, die mit einem »Aufruf zum Ungehorsam« an die Öffentlichkeit getreten ist. Sie hat sich eine Reihe von Kirchenreformen auf die Fahne geschrieben, dabei geht es um die Arbeitsbelastung für Geistliche ebenso wie um theologische Themen. So wollen die Österreicher unter anderem »gutwilligen Gläubigen grundsätzlich die Eucharistie nicht verweigern. Das gilt besonders für Geschieden-Wiederverheiratete, für Mitglieder anderer christlicher Kirchen und fallweise auch für Ausgetretene.«

Bereits auf die österreichische Initiative reagiert der Klerus überaus nervös. Doch nun droht trotz aller Interventionen etwa des Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller und zuletzt sogar des Papstes persönlich auch in Deutschland ein kleiner Dammbruch: Über 180 Geistliche aus dem Erzbistum Freiburg, viele davon katholische Gemeindepfarrer, haben in den vergangenen Wochen und Tagen ein Reformmanifest unterzeichnet und sich dazu bekannt, auch Paare, die nach den Standards des Katholizismus in wilder Ehe leben, an der Kommunion teilnehmen zu lassen.

Vor Zollitschs Haustür

Im Manifest heißt es: »Wir bringen (…) zum Ausdruck, dass wir uns (…) gegenüber wiederverheirateten Geschiedenen von der Barmherzigkeit leiten lassen.« Es sei den Unterzeichnern jedoch »bewusst, dass wir damit oft gegen derzeit geltende kirchenrechtliche Vorschriften der römisch-katholischen Kirche handeln.«

Können Geschiedene, die wieder geheiratet haben, als sittlich einwandfreie Menschen behandelt werden? So vorsintflutlich der Inhalt dieser »Debatte« auch ist, so bedrohlich scheint die Plattformbildung im Südwesten für die konservativen Glaubenswächter. Die Freiburger Priester konzentrieren sich auf eine der anmaßendsten Praktiken der Kirche, die auch in den Gemeinden oft für Kopfschütteln sorgt. Zweitens rütteln sie mit ihrem Vorpreschen am Prinzip und am Wert des Gehorsams, auf den die katholische Kirche gebaut ist. Und drittens wurde die Aktion ausgerechnet im Zuständigkeitsbereich und vor der Haustür von Robert Zollitsch gestartet, dem Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

Entsprechend empfindlich reagierte die Kirche in einem Schreiben an alle Priester und Diakone: »Ausdrücklich muss ich Sie darauf hinweisen, dass unsere Erzdiözese keine generelle und undifferenzierte Praxis billigen kann, die eigenmächtig gegen Vorgaben der Weltkirche verstößt«, heißt es darin. Die Geistlichen werden vor einer Unterschrift gewarnt. Der Aufruf, so heißt es in dem Schreiben, vereinfache »die Komplexität des behandelten Themas«. Die Pfarrer sollten ihre Vorschläge in den vom Bischof angestoßenen »Dialogprozess« einbringen.

Vage Ankündigung

Vor Jahresfrist hatte der Freiburger Erzbischof als Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz recht vage angekündigt, »zu seinen Lebzeiten« könne sich am Kommunions-Auschluss für wiederverheiratete Geschiedene noch etwas ändern. Nun preschen die Pfarrer vor. Im Südwesten sind die Lokalzeitungen in diesen Tagen voll von Berichten darüber, wie sich die lokalen Geistlichen verhalten - und die Unterstützer des Memorandums kommen dabei oft sehr gut weg.

Der Druck auf die Geistlichen scheint bisher eher Solidarisierungseffekte zu bewirken: Als die Freiburger »Badische Zeitung« am Montag über den Konflikt berichtete, zeigte die Internetseite der Initiative 176 Unterstützer und einen Rückzieher. Am Mittwoch waren es 2 Rückzüge bei 183 Unterschriften.

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