Berliner S-Bahn: Privat vor Katastrophe
Senat will Streckennetz ab 2017 schrittweise neu vergeben
Berlin (nd-Kröger). Der rot-schwarze Senat in Berlin hat kurz vor der Sommerpause die Weichen für die Zukunft der S-Bahn gestellt. Ab dem 15. Dezember 2017 soll demnach das Gesamtnetz der Berliner S-Bahn zur Vergabe in drei Teilnetze »Nord-Süd«, »Stadtbahn« sowie »Ring« aufgeteilt werden. Dies erklärte gestern Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) auf einer Pressekonferenz. Die sogenannten Teillose sollen dann ausgeschrieben werden. »Der Senat hat sich entschieden, die sogenannte Teilausschreibung der S-Bahn vorzunehmen«, sagte Wowereit. Zu dieser Entscheidung gebe es »keine Alternative«. Zuvor hatte Rot-Schwarz auch eine Gesamtausschreibung des Berliner S-Bahn-Netzes geprüft. Wer letztlich den Zuschlag für die Teilnetze bekommen werde, lässt sich jedoch erst am Ende des Ausschreibungsprozesses beurteilen, so Wowereit. Denkbar seien auch ein Weiterbetrieb durch die Deutsche Bahn (DB) oder die Direktvergabe an ein kommunales Unternehmen wie die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG).
Für die »Ringbahn« einschließlich der Zulaufstrecken wird das Vergabeverfahren bereits in den kommenden Wochen eingeleitet. Die Strecke soll ab Ende 2017, wenn der Verkehrsvertrag mit der Deutschen Bahn ausläuft, vom Gewinner der Ausschreibung betrieben werden. Der Senat beeilt sich nach eigenem Bekunden nun auch deshalb mit dem Vorhaben, weil zum Betrieb der »Ringbahn« ein neuer Fuhrpark notwendig ist. Insgesamt seien 390 Waggons im Wert von 600 Millionen Euro für den Betrieb nötig. Bei der Berliner S-Bahn war es in den vergangenen Jahren immer wieder zu massiven Problemen bekommen. In ersten Reaktionen äußerten sich die Berliner Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und Vertreter eines Volksbegehrens zur S-Bahn ablehnend. Auch in der SPD selbst gibt es große Vorbehalte gegen die Teilprivatisierung.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.