Schlamassel
Kommentar von Silvia Ottow
Die Freude einiger Ärztefunktionäre und Politiker über das Urteil des Bundesgerichtshofes, nach dem Pharmafirmen oder Gerätehersteller ungerührt Mediziner bestechen dürfen, macht sehr deutlich, wie tief dieser Gesundheitsbetrieb bereits im Schlamassel steckt. Kein Mensch, der dieses System kennt, kann doch im Ernst behaupten, dass Zuwendungen von Arzneimittelherstellern im Sinne der Patienten seien.
Nein, sie dienen viel mehr dazu, die Gewinne dieser Hersteller in die Höhe zu treiben, indem etwa ein teures Medikament verordnet wird, wo das preiswertere einer anderen Firma den gleichen Zweck erfüllen könnte. Jeder weiß das. 20 Prozent der niedergelassenen Ärzte erhalten täglich Besuch von einem Pharmavertreter, 80 Prozent einmal in der Woche. Die erfolgreichen Versuche dieser Branche, Gesetze zu verhindern, die ihren Umsatz schmälern und ihren Einfluss verringern könnten, sind legendär in diesem Land. Hier gibt es weder eine Positivliste noch transparente Arzneimittelpreise, dafür aber irrsinnig viele Mittel und Preise wie nirgendwo auf der Welt, die nicht umsonst Mondpreise heißen. Dass einige Ärzte und die meisten ihrer Funktionäre nun einfach nachplappern, was ihnen an Argumenten für diese Art von Raffgier vorgesäuselt wird, zeigt lediglich, wie egal ihnen die Gelder der Versicherten sind.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.