Ex-Parteichef rät von Wahl der Piraten ab
(dpa). Der ehemalige Landeschef der Berliner Piraten, Gerhard Anger, hat von einer erneuten Wahl seiner Partei abgeraten. Er selbst stehe kurz vor dem Austritt, sagte Anger in einem im Internet veröffentlichten Podcast. Auf die Frage »Sollen wir die Piraten wählen?« würde er inzwischen mit »Nö, lassen Sie es lieber bleiben« antworten, sagte Anger. Er sei von der Bilanz der Fraktion »immens enttäuscht«.
Später relativierte der Politiker auf Twitter, der Podcast sei bereits vor rund zwei Wochen aufgezeichnet worden. »Es hat sich seither einiges getan.« Die Lage sei nicht hoffnungslos. Anger war als Landeschef eine der wichtigsten Figuren im Wahlkampf. Im Februar hatte er wegen emotionaler Belastung auf einem Parteitag überraschend seine Kandidatur zur sicher geglaubten Wiederwahl zurückgezogen.
In der dreistündigen Audio-Aufzeichnung berichtet Anger, er habe sein Austrittsschreiben bereits verfasst, das Datum aber freigelassen. Er fühle sich als Lügner, weil er einst für die Piraten geworben und Ideale von Transparenz und Basisdemokratie angepriesen habe, die nun nicht umgesetzt würden. Dafür gebe es verschiedene Gründe von Perfektionismus bis zur Überarbeitung.
»Ich bin insbesondere angesichts der Leistung der Fraktion so ernüchtert, getroffen, so enttäuscht, dass ich es im Rückblick nicht rechtfertigen könnte, diesen Wahlkampf zu organisieren«, sagte Anger. Fraktionschef Andreas Baum, der im Podcast mit Anger diskutierte, gab daraufhin zu, die Fraktion kämpfe noch mit Problemen.
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