Mach mi' fromm, dass i' aufs Schlachtfeld komm
Bundeswehrpropaganda und ein Militärgottesdienst in München lösen Proteste aus
Aus Protest gegen einen ökumenischen Militärgottesdienst ist die Münchner Theatinerkirche am Donnerstagabend von christlichen Pazifisten und atheistischen Antimilitaristen für zwei Stunden besetzt worden. Der Gottesdienst sollte am Freitagnachmittag direkt vor einem »Beförderungsappell« der Bundeswehr stattfinden.
Nach Angaben eines Augenzeugen entrollten ca. 25 Personen am Donnerstag am Ende der Abendmesse um 18 Uhr Transparente mit pazifistischen Zitaten wie »Schwerter zu Pflugscharen« und riefen zu einem Gebet für den Frieden und einem Gespräch über den Frieden auf. Ordensleute des Dominikanischen Konvents sprachen daraufhin von Hausfriedensbruch, verzichteten jedoch auf eine Anzeige. Zwei Stunden später brachen die Protestierenden die Besetzung freiwillig ab.
Der zuständige Kirchenrektor hatte die politische Brisanz seiner Zustimmung zu dem Militärgottesdienst offenbar unterschätzt. Der Gottesdienst - geleitet vom katholischen Militärdekan und der evangelischen Militärdekanin der Bundeswehrhochschule in Neubiberg - sollte unmittelbar einem Beförderungsappell von 573 männlichen und weiblichen Offiziersanwärtern vorausgehen, der erstmals im nahegelegenen Hofgartengelände in Anwesenheit von Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière stattfinden sollte.
Ein Protestaufruf gegen die Veranstaltung am Hofgarten wird von zahlreichen Einzelpersonen unterstützt, u.a. auch vom Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Münchner Stadtrat, Siegfried Benker. Seine Fraktion hat wegen unterschiedlicher Ansichten allerdings nicht Stellung bezogen. Auch der Bayerische Verfassungsrichter und ehemalige Münchner Bürgermeister Klaus Hahnzog (SPD) und Nicole Gohlke, Bundestagsabgeordnete der LINKEN, haben den Aufruf unterzeichnet. Darin wird der Appell als »militärisches Ritual zur Verherrlichung des Soldatentums« kritisiert. Für Freitagnachmittag war eine Protestkundgebung auf dem Odeonsplatz in der Nähe des Hofgartens geplant.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.