Topographie vor Jahrestag
(dpa). Mehr als 600 000 Menschen haben im vergangenen Jahr das Dokumentationszentrum »Topographie des Terrors« in Berlin besucht. Aus dem 1987 von einer Bürgerinitiative um die Historiker Reinhard Rürup und Andreas Nachama aufgebauten Provisorium auf dem Gelände der NS-Terrorzentrale ist in 25 Jahren eine der wichtigsten Geschichtsstätten der deutschen Hauptstadt geworden. An diesem Mittwoch erinnert das Ausstellungs- und Forschungszentrum mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) an sein erstes Vierteljahrhundert.
Der Ort bündelt die deutsche Geschichte wie im Brennglas: Neben dem einstigen Prinz-Albrecht-Palais in Berlin-Mitte, wo einst das Reichssicherheitshauptamt stand, verlief noch vor 23 Jahren die Mauer, gegenüber steht das einstige Luftfahrtministerium von Hermann Göring.
Seit der Eröffnung des Neubaus vor zwei Jahren ist aus dem Provisorium ein hochkarätiger und produktiver Ausstellungsort geworden. Ob zur Kinder-Euthanasie, dem Prozess gegen Adolf Eichmann oder Hitlers Regierungsviertel - immer wieder begibt sich das Dokumentationszentrum auf dem Gelände der einstigen SS- und Gestapo-Zen-trale auf die Spur der Täter.
Als »offene Narbe« hat Direktor Andreas Nachama den von grauen Steinen umgebenen Bau bezeichnet. »Das soll kein Stadtpark sein, kein lieblicher Platz.« Dennoch strömen jeden Tag die Touristen hierher auf der Suche nach einem »authentischen Ort« des NS-Regimes.
Im Süden steht noch ein Wäldchen, im Norden öffnet sich der Blick über einen 200 Meter langen Mauerrest zum einstigen Reichsluftfahrtministerium. Bis vor zwei Jahren wiesen Texttafeln unter offenem Himmel entlang der einstigen Grundmauer des Prinz-Albrecht-Palais auf die Geschichte des Areals hin. Die Tafeln stehen noch immer, dazu kam die ständige Ausstellung im Pavillon.
Schon vor 15 Jahren gab es Pläne, das Provisorium zu festigen. 2004 war nach einem Entwurf des Schweizer Architekten Peter Zumthor ein Rohbau entstanden. Der Plan für eine filigrane Fassade mit Betonstäben erwies sich als technisch zu kompliziert, die Kosten explodierten, das Projekt wurde gestoppt.
Unter dem Dach des Dokumentationszentrums informiert eine Ausstellung über die Rolle der Täter beim NS-Massenmord und die Funktion des NS-Repressionsapparates. Im Souterrain steht Besuchern eine öffentliche Bibliothek mit rund 27 000 Bänden und anderen Medien zum Holocaust zur Verfügung.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.