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Monsieur mit Visionen
Man kann es drehen und wenden wie man will: UEFA-Präsident Michel Platini ist ein Mann mit Visionen. Auf diese erste EM in Osteuropa, die gestern Abend in Kiew zu Ende ging, kann der 57-jährige Franzose stolz die Urheberrechte anmelden. Sie war seine Idee. So lobte er am Samstag nicht nur Polen und die Ukraine, als er von einer »außergewöhnlichen EM« und einer »einzigartigen Atmosphäre« sprach, sondern, ganz Politiker, auch sich selbst: Die gelungene Endrunde ist ein weiterer Erfolg in der Bilanz des Europameisters von 1984. Alle Meckerer aus dem Westen sind längst verstummt.
Für die kommende EM in seinem Heimatland hat der Monsieur aus Nyon die Erweiterung auf 24 Endrundenteilnehmer durchgesetzt. Einwände, dass dann fast die Hälfte der 53 UEFA-Mitgliedsverbände qualifiziert ist, umkurvt der einstige Kapitän der Nationalelf so elegant wie er es einst auf dem Rasen mit den Gegnern tat.
Platini ist in Gedanken schon weiter: Für 2020 habe er da auch schon »so eine Idee«, verriet er am Samstag. Er könne sich vorstellen, dass die EM künftig in »zwölf, dreizehn Städten« in ganz Europa ausgespielt werde. Eine Endrunde für den ganzen Kontinent: mit Spielen von Lissabon bis Moskau, von Oslo bis Istanbul. Bis Ende Januar wolle man sich in der UEFA darüber Gedanken machen und dann entscheiden. Und bitte: »Es ist bisher nur eine Idee!«
Bei den drei Bewerbern für 2020 wird Platini kaum auf Begeisterung stoßen. Die Türkei, das Duo Georgien/Aserbaidshan sowie das Trio Schottland/Wales/Irland haben Bewerbungen eingereicht. Als aussichtsreich gilt allein die türkische Bewerbung, die ist allerdings mit dem Problem behaftet, dass Istanbul auch Kandidatenstadt für Olympia 2020 ist. Zwei Mammutveranstaltungen innerhalb eines Jahres wären aberwitzig. Weswegen die UEFA die Abgabefrist für Bewerbungen nun kurzerhand auf September 2013 verschoben hat, wenn das IOC den Olympia-Gastgeber bestimmt hat.
Seine Vision einer auf ganz Europa verteilten EURO hat Platini in Kiew schon einmal charmant anzubieten gewusst: In Krisenzeiten sei es für viele Länder doch schwierig, neue Stadien, Straßen und Flughäfen für so ein Großevent zu errichten. Noch dazu bekämen so auch kleinere UEFA-Mitglieder die Chance, eine EM auszurichten. Diskutabel ist sein Vorschlag allemal, erst recht wenn festgeschrieben würde, dass künftig nicht nur noch in den allbekannten Arenen wie Barcelona, München, London oder Rom gespielt würde, sondern auch weiterhin an solchen Orten wie Lwiw oder Poznan.
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