Nachspiel

Andreas Kötter

  • Lesedauer: 2 Min.

Das Gefühl, wegen einer roten Ampel das Flugzeug verpasst zu haben, das später abstürzen würde: 0:4 - das hätte auch uns passieren können. Denn auf diese Spanier sind wir doch gar nicht vorbereitet. Wir beschränken uns stattdessen auf die Kunst des Reenactment - also auf das möglichst originalgetreue Nachstellen historischer Ereignisse, an denen wir nicht beteiligt sind. Wie die Original Harlem Globetrotters, welche zur Unterhaltung der ganzen Familie spektakuläre Basketball-Szenen darbieten, so gefällt uns die deutsche Mannschaft mit ihrer Imitation des spanischen Fußballs.

Denn fast wie den Großen im wahren Turnierleben gelingt es Löws Fußball-Darstellern, den Ball kreisen zu lassen, mit überraschenden Kombination aufzuwarten, begeisternde Tore zu schießen. Herrlich, wie das gegen Griechenland klappte. Und die Mannschaft wird noch besser werden: zwei Jahre bis Brasilien, wo wir im Vorprogramm sicherlich mit noch gelungenerer Imitation des spanischen Spiels aufwarten werden - um dann im Finale richtigen Fußballern Platz zu machen. Den Sportlern, die sich von einer Abweichung des Drehbuches, wie es das 0:1 der Italiener im Halbfinale darstellte, nicht irritieren lassen. Und bei denen aus Technik, Instinkt, Leidenschaft und Mut der einzelnen Spieler große Spiele und historische Siege entstehen. Löw wird sicher zuschauen, mitschreiben, analysieren - und unseren Jungs zielstrebig beibringen, diese großen Szenen nachzuspielen. Und uns damit vortrefflich die Zeit vertreiben - zwischen den Spielen.

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