Kein Kurdisch vor türkischen Richtern

Beobachtungen von einem Massenprozess vor den Toren Istanbuls

  • Jan Keetman, Istanbul
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Vor einem türkischen Gericht müssen sich seit Montag 205 Oppositionelle verantworten, denen Unterstützung der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vorgeworfen wird.

Mitten in der weiten Ebene Ostthrakiens, zwischen Weizenfeldern und Sonnenblumen etwa 60 Kilometer vor Istanbul, ragen graue Mauern mit Wachtürmen in die friedliche Landschaft. Es handelt sich um das landesweit berüchtigte Gefängnis Silivri. Im angeschlossenen Gerichtsgebäude werden politische Mammutverfahren verhandelt, meist gegen Militärs, denen man Putschpläne vorwirft. Nun macht auch die kurdische Opposition ihre Erfahrungen mit Silivri.

Vor Gericht stehen 205 Mitglieder und Sympathisanten der prokurdischen Partei für Frieden und Demokratie (BDP). Darunter befindet sich die Politologin Büsra Ersanli, die bis zu ihrer Inhaftierung der Kommission für die Ausarbeitung einer neuen Verfassung angehörte. Ein halbes Jahr war auch der 64-jährige Verleger Ragip Zarakoglu inhaftiert, bevor er nach internationalem Protest aus der Untersuchungshaft entlassen wurde. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft haben die Angeklagten Verbindungen zu...


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