Nicht allein

Jérôme Lombard zur Hausbesetzung der Senioren

  • Lesedauer: 2 Min.

Wer über Gentrifizierung und Verdrängung alteingesessener Bevölkerungsgruppen spricht, denkt zuallererst an Prenzlauer Berg, Kreuzberg, Mitte oder Friedrichshain. Der beschauliche Pankower Ortsteil Niederschönhausen war bisher eher weniger auf dem Schirm. Doch auch hier findet Verdrängung statt.

Das Erfreuliche: Auch hier wird Gegenwehr geleistet. Den Senioren, die ihre bedrohte Freizeitstätte besetzt haben, gebührt alle Anerkennung. Sie wollen es nicht hinnehmen, dass der Ort, der jahrelang ihr sozialer Lebensmittelpunkt war, an Investoren verkauft und somit privatisiert wird. Dass Berlin und seine Bezirke knapp bei Kasse sind, ist kein Geheimnis. Ein richtiges Armutszeugnis aber ist es, wenn gerade bei den schwächeren Mitgliedern der Gesellschaft gespart werden soll.

Es kann nicht sein, dass die Räumung einer so wichtigen sozialen Institution wie einer Seniorenbegegnungsstätte mit zu hohen Sanierungskosten begründet wird. Schon gar nicht, wenn die Instandsetzungskosten lediglich geschätzt und durch kein sachverständiges Gutachten bestätigt werden. Der Endruck, dass es vor allem darum geht, ein vormals auf das Gemeinwohl orientiertes Grundstück zu Geld zu machen, ist kaum von der Hand zu weisen.

Den Senioren aber geht es um viel mehr - sie sind nicht einfach demütige Opfer einer vorgeblich unausweichlichen Entwicklung. Sie sind mit ihrer Aktion Teil einer Bewegung zur Verteidigung sozialer Grundwerte und deshalb nicht allein.

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