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Selbermachen aus Protest

Die Ausstellung »Do It Yourself (DIY) - Die Mitmach-Revolution« im Museum für Kommunikation

  • Manuela Lintl
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Museum für Kommunikation widmet sich in der Sonderausstellung »Do It Yourself - Die Mitmach-Revolution« der Vielfalt und Bedeutsamkeit des Selbermachens mit seinen historischen Rahmenbedingungen zwischen Arbeit und Freizeit sowie als aktuellem Trend. Dabei geht es um weitaus mehr als selbstmotivierte Praktiken, Hobbys oder Bastelarbeiten von Amateuren, Heimwerkern und Tüftlern. Das Phänomen des Selbermachens wird auch als Mittel des - medialen oder kreativen - Protestes, Zeichen der Abkehr vom Massenkonsum oder Ausdruck der Suche nach alternativen Lebensmodellen untersucht.

So wird in der Ausstellung »Do It Yourself« (Mach es selbst!) ein Thema von existenzieller Bedeutung aufgegriffen und in den fünf Bereichen »Hobby«, »Arbeit«, »Gegenkultur«, »Wissen« und »Medien« erforscht. Der Untertitel von der »Mitmach-Revolution« bleibt aber eine Behauptung, denn auch die Vielzahl der vorgeführten Selbermachprinzipien von Amateurkulturen im 19. Jahrhundert bis hin zur Web 2.0-Nutzung der Gegenwart offenbart allenfalls eine zunehmende Tendenz vor allem medial und in Großstädten, aber beileibe noch keine Revolution. Dennoch ist der sezierende Blick, den das Team der drei Kuratorinnen Tine Nowak, Annabelle Hornung und Prof. Verena Kuni (Goethe Universität Frankfurt) auf das Phänomen »DIY« geworfen hat, sehenswert und vor allem anregend.

Einige kuriose historische Objekte stammen aus der umfangreichen Technik- und Mediensammlung der Museumsstiftung und sind erstmals ausgestellt. Beispielsweise eine in der DDR improvisierte Hausrohrpostanlage aus ausrangierten Staubsaugerteilen oder ein von Amateuren selbstgebastelter Detektorempfänger in einer Walnussschale (1920er Jahre). Nicht fehlen dürfen beim Thema Selbermachen natürlich eine Chronik der Heimwerker- und Baumärkte sowie die beliebten Experimentierkästen und Bausätze - Spielzeugklassiker die es schon seit den 20er Jahren gibt. Auch die Geschichte der Selbstbedienung beim Konsumieren wird beleuchtet und als Eigenarbeit von Kunden zur »(Aus)Nutzung der menschlichen Arbeitskraft in der Industriegesellschaft und im Übergang zur Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft« entlarvt.

Ob Benzinzapfsäulen, Bank-, Ticket- oder Paketautomaten, Selbstscannerkassen, Selbstbaumöbel, Amateurvideos und Blogs im Internet, Flashmob, Smartmob, Facebook und Twitter, Co-Working, urbanes Gärtnern oder städtische Bienenzucht: Das Selbermachprinzip erschöpft sich längst nicht mehr im klassischen Heimwerken, Basteln oder Handarbeiten sondern hat in vielen Bereichen des Lebens Einzug gehalten und auch neue Orte erobert. Das Internet ist dabei eine hilfreiche Plattform zur Verbreitung von Ideen und Informationen sowie für die Präsentation und den Vertrieb von »Do It Yourself«-Produktionen geworden. In Blogs und Foren tauschen Macherinnen und Macher Tipps, Tricks, Anleitungen und Rezepte aus, stellen ihre Kenntnisse überwiegend kostenlos für Nachahmer zur Verfügung. Das Online-Lexikon »Wikipedia« ist ein bekanntes Beispiel für selbsterzeugte Formen von Wissensvermittlung von Jedem für Jeden, durch ein ineinandergreifendes System von Lesern, Autoren und Administratoren.

Trotz der Fülle an Themen und Informationen wirkt die Ausstellung nicht zu überladen. Theoretische und praktische Wissensvermittlung werden auf spielerische Weise kombiniert und den Besuchern zahlreiche Möglichkeiten geboten, sich selber zu betätigen.

Bis 2. September, Museum für Kommunikation, Leipziger Straße 16, Mitte, Di. 9-20 Uhr, Mi.-Fr 9-17 Uhr, Sa./So./Feiertag 10-18 Uhr, Eintritt: 3 Euro/ermäßigt 1,50 Euro, Katalog: 16,80 Euro, Infos unter www.mfk-berlin.de und www.diy-ausstellung.de

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