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BER-Retter
Es war zwar nur ein kleiner Satz am Rande einer Baustellenbesichtigung. Doch mit diesem lieferte der neue Technikchef des Berliner Großflughafens BER, Horst Amann, den Tageszeitungen in der Hauptstadt gleich Titelschlagzeilen. Die Zeit für die Abnahme sei »extrem knapp, der Zeitplan absolut ambitioniert«, hatte Amann in Bezug auf die komplexe Brandschutzanlage des Terminals gesagt. Steht damit der bereits mehrfach verschobene Eröffnungstermin auch für März 2013 infrage? Im Gegensatz zu seinem geschassten Vorgänger nimmt der Hesse Amann immerhin kein Blatt vor den Mund.
Offiziell soll der »Darmstädter Bub« seinen Job erst zum 1. August aufnehmen. Doch der 59-jährige Ex-Manager des Flughafens Frankfurt am Main ist bereits jetzt einmal die Woche auf seiner neuen Baustelle im Berliner Südosten unterwegs. Bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung der Flughafengesellschaft im August soll Amann nämlich klären, ob der Eröffnungstermin zu halten ist. Beim Anblick der größtenteils verwaisten Baustelle in Schönefeld glaubt das indes kaum noch jemand.
Allerdings sollte man die Steherqualitäten des importierten Managers nicht unterschätzen. Denn der 1,71 Meter große Diplomingenieur ist sozusagen Großprojekt-Veteran: Er hat bei der Deutschen Bahn die ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Köln und Frankfurt am Main gestemmt. Außerdem war er für den Bau der umstrittenen Landebahn Nordwest zuständig. Gegen alle Widerstände und Erwartungen wurde die Startbahn in Frankfurt am Main pünktlich in Betrieb genommen. Amann, der auch öffentlich seinen Kopf für die Landebahn hinhielt, wurde dafür just an seinem 56. Geburtstag von Unbekannten der Dienstwagen vor seinem Haus abgefackelt - zum Löschen griff er selber zum Feuerlöscher. Seinen Job schmiss er nach dem Anschlag nicht hin.
Mit seinem dicken Fell und seiner kompromisslosen Art soll Amann nun den BER retten - und damit indirekt auch die Karriere von Aufsichtsräten wie Klaus Wowereit (SPD). Eine enorme Aufgabe, mit großem Schleudersitzpotenzial. Martin Kröger
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