Kinderarbeit ist in Papua-Neuguinea keine Seltenheit

Politische Instabilität, Strukturanpassungsprogramme und Regierungsversagen verschärfen die Armut

  • Catherine Wilson, Port Moresby (IPS)
  • Lesedauer: 3 Min.
Die verbreitete Armut zwingt in Papua-Neuguinea viele Kinder dazu, mit Arbeit zum Familieneinkommen und zum eigenen Überleben beizutragen. Das private Projekt »Tembari Children's Care« setzt einen Kontrapunkt.

In einer Elendssiedlung mit etwa 10 000 Einwohnern am Rande von Port Moresby, der Hauptstadt von Papua-Neuguinea, bietet eine Initiative allein gelassenen Kindern Schutz, Nahrung und Bildung. Ohne diese Unterstützung wären sie wie zahlreiche andere Minderjährige in dem Pazifikstaat dazu gezwungen zu arbeiten. Der Anteil der Kinder, die in dem Land Geld verdienen statt zur Schule zu gehen, gehört zu den höchsten der Welt. Die Gründer von »Tembari Children's Care«, Hayward Sagembo und seine Frau Penny, beobachteten mit Sorge, dass viele Kinder in der so genannten Neun-Meilen-Siedlung nahe Port Moresby ohne ihre Familie aufwuchsen. Die Eltern hatten sie entweder im Stich gelassen oder waren an Aids oder anderen Krankheiten gestorben.

Wie Sagembo erzählt, startete das Projekt 2003 in der Nähe ihres Hauses und wurde acht Jahre lang von dem Paar geleitet. Zwei Schiffscontainer, die von der Digicel Foundation gestiftet wurden, dienen als Klassenzimmer. Lokale Firmen spenden außerdem Lebensmittel und andere notwendige Güter. So erhalten diejenigen Kinder, die die meiste Unterstützung benötigen, tägliche Mahlzeiten, Schulgeld und Kleidung. 120 Kinder besuchen in der Siedlung die Grundschule, und insgesamt 280 obdachlose Minderjährige werden tagsüber betreut.

»Die meisten Kinder sind unterernährt. Seit sie von uns versorgt werden, hat sich ihr Gesundheitszustand deutlich verbessert«, berichtet Sagembo. »Unsere Früherziehungsprogramme haben ihnen mehr Selbstvertrauen vermittelt. Manche von ihnen haben in der Schule sogar Preise gewonnen.« Laut Sagembo sind aber noch wesentlich mehr Kinder auf Hilfe angewiesen. »60 Prozent der Kinder in der Siedlung sind gefährdet. Unser Zentrum ist das einzige am Ort, und wir können nicht mehr als 30 bis 40 Prozent der Kinder unterstützen. Wenn es das Zentrum nicht gäbe, würden die Kinder ohne jeden Schutz auf der Straße leben und müssten arbeiten, um zu überleben.«

Zunehmend werden Kinder durch häusliche Gewalt, das Auseinanderbrechen ihrer Familien und die Arbeitslosigkeit ihrer Verwandten auf die Straße getrieben. Untersuchungen zufolge tragen dazu auch politische Instabilität, das Versagen der Regierung und die negativen Folgen von Strukturanpassungsprogrammen bei.

Der Hauptgrund für Kinderarbeit in Port Moresby ist die Armut. Jährlich entstehen etwa 20 neue informelle Siedlungen in der Stadt oder in Gebieten, in denen es weder Trinkwasser noch sanitäre Anlagen gibt. In diesen Slums lebt inzwischen etwa die Hälfte der rund 500 000 Einwohner von Port Moresby. Da zunehmend Menschen, die Arbeit und Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung suchen, die ländlichen Regionen verlassen, schreitet die Verstädterung rapide voran. Doch der Ausbau der Infrastruktur und des bezahlbaren Wohnraums hat mit der Entwicklung nicht Schritt gehalten. Die öffentlichen Dienstleistungen reichen ebenfalls nicht aus.

Obwohl Papua-Neuguinea die Kinderrechtskonvention CRC sowie zwei ILO-Konventionen ratifiziert hat, die ein Mindestalter für den Arbeitsbeginn festlegen und gegen die schlimmsten Formen der Kinderarbeit angehen, ist der Staat nach wie vor nicht in der Lage, Minderjährigen ausreichenden Schutz zu bieten. Zentren wie das »Tembari Children's Care« alleine können diese Vakanz nicht ausfüllen.

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