Vom fürstlichen Lustbaden und Volksbrausen

Ausstellung zu Bäderarchitektur im Musterraum der Bauakademie am Schinkelplatz

  • Ariane Mann
  • Lesedauer: 3 Min.

Marmorbad oder chinesischer Badepavillon, Badehaus im ägyptischen Stil, Baderäume als fürstliche Lustorte oder Volksbrausen für Arbeiter. Die Ausstellung »Balena - Architekturgeschichte des Bades« des Architekturmuseums der Technischen Universität (TU) entführt in die Welt des Badens und der Bäder, zeigt verschiedene Formen und Phänomene der Badekultur und der Bäderarchitektur.

»Die Fürstenbadehäuser in Parks und Gärten waren auch Lustorte und wurden nicht aus Gründen der Sauberkeit erbaut«, weiß die Kunsthistorikerin Susanne Grötz. Mit Exkursen zum frühen höfischen Bad beginnt die Ausstellung, deren Schwerpunkt jedoch in der Zeit der Aufklärung liegt.

Nach einem Tiefstand der Körperpflege im 17. Jahrhundert, führten neue medizinische Erkenntnisse zu einem Wandel. Das Baden im stehenden und auch fließenden Wasser gewann wieder an Bedeutung. Für die neuen Vorstellungen von Hygiene und Körperkultur wurden entsprechende Bauten benötigt und von Architekten entworfen. Badehäuser, Luxusbäder, ganze Bade- und Kuranlagen für die wohlhabenden Gesellschaftsschichten entstanden. Nach dem Pariser Vorbild aus dem Jahre 1761, wo erfolgreich ein Badeschiff betrieben wurde, eröffneten in vielen europäischen Städten Flussbadeanstalten. Mangelhafte sanitäre Anlagen in Arbeitervierteln und Betrieben führten in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu Epidemien. Öffentliche Wasch- und Badeanstalten für die arme Stadtbevölkerung wurden errichtet. Das Volksbrausebad, das der Dermatologe und Sozialreformer Oscar Lassar auf der Hygiene-Ausstellung 1883 in Berlin vorstellte, wurde von den Besuchern als Sensation bestaunt und reichlich genutzt.

Auch die Seebäder an Nord- und Ostsee, die ab den 1790er Jahren entstanden, fehlen nicht. Zum ersten deutschen Seebad in Bad Doberan (erbaut ab 1793) brachte man noch das Ostseewasser. Erst allmählich verlagerte sich der Kurbetrieb an die Küste nach Heiligendamm, wo noch heute Bauten des Architekten Carl Theodor Severin das Bild prägen.

In den über 40 Modellen wird die Welt des Badens vom 17. bis ins frühe 20. Jahrhundert vorstellbar. Unter Anleitung des Modellbauers Martin Hechinger sowie von Kunsthistorikern, Architekten und Gestaltern haben Studenten des Instituts für Darstellen und Gestalten der Architekturfakultät Universität Stuttgart in über 20 000 Stunden die Modelle von Hand gefertigt. »Die Vorlagen für diese Ausstellungsmodelle waren sehr unterschiedlich, oftmals gab es nur einen Plan oder Skizzen«, erläutert der Werkstattleiter Hechinger. »Umfangreiche Recherchen waren daher notwendig und die so entstandenen Rekonstruktionsmodelle lassen die Bauten für den Betrachter erfahrbar machen.«

Texttafeln mit historischem Bildmaterial ergänzen die Modelle der Balnea, wie die kleineren Badehäuser genannt wurden. Ihnen verdankt nicht nur die Wanderausstellung ihren Namen, sondern auch ein Begleitbuch zur Architekturgeschichte des Bades, herausgegeben von Susanne Grötz und Ursula Quecke. »Zum zweiten Mal stellen wir hier in der Bauakademie aus«, sagt Hans-Dieter Nägelke, vom Architekturmuseum der TU Berlin.

Im Vorraum mit Café und Buchverkauf hängen faszinierende Fotografien von einigen Modellen und große Text- und Bildtafeln Berliner Bäder.

Bis 30. August, in der Bauakademie, Schinkelplatz 1, 10117 Mitte, Di.-So. 11-19 Uhr, Eintritt 4/2 Euro, Begleitband 29 Euro

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