Wilder Ritt durch wildes Wasser

Kanuslalom: Sideris Tasiadis gewinnt Silber

  • Christoph Stukenbrock, SID
  • Lesedauer: 2 Min.

Sideris Tasiadis riss das schwarz-rot-goldene Paddel hoch, immer wieder stieß er die Faust in den verregneten Himmel und blickte ungläubig auf die Anzeigetafel. Mit einem Parforce-Ritt durch das Wildwasser von Lee Valley gewann der Canadier-Pilot überraschend Silber. »Eine Medaille in diesem Feld ist überragend«, sagte Chef-Bundestrainer Michael Trummer und betonte: »Das ist kein verlorenes Gold.«

Viel hätte nicht gefehlt, und der Olympia-Debütant aus Augsburg hätte im White Water Centre wie Kajak-Fahrer Alexander Grimm vor vier Jahren Gold für die deutschen Slalom-Kanuten geholt. Tasiadis benötigte 98,09 Sekunden für den wilden Ritt durch den Kanal, zum Olympiaieg fehlten nur 1,03 Sekunden. Chef-Bundestrainer Trummer war aber auch so begeistert: »Sid ist der Mann für die Zukunft, dass er im zweiten Lauf nochmal so einen rausgehauen hat, ist die Krönung.«

Olympiasieger wurde der Franzose Tony Estanguet (97,06), Bronze ging an Michal Martikan aus der Slowakei mit 98,31 Sekunden. Für Estanguet war es sein dritter Olympiasieg nach Sydney und Athen.

Vor den Augen seiner griechischen Eltern und Freundin Claudia hatte Tasiadis die Konkurrenz bereits im Halbfinale am Mittag schockiert. Mit famosen 98,94 Sekunden fuhr der Europameister sogar die beste Zeit aller zwölf Teilnehmer. Schon zu diesem Zeitpunkt durfte er sich Chancen auf die erste Medaille für die deutschen Slalom-Kanuten in London machen.

»Das war ein richtig guter Lauf«, sagte Trummer zwischen den Läufen: »Eine echte Kampfansage an die Konkurrenz.« Die Zeiten aus dem Halbfinale wurden aber nicht mit in den Endlauf mitgenommen.

Tasiadis verbrachte die 60-minütige Pause zwischen Halbfinale und Endlauf vor dem Fernseher. Per Video analysierte der 22-Jährige den Kurs, bevor er zum finalen Ritt auf die Strecke ging.

Die deutschen Slalom-Kanuten waren mit großen Ambitionen in ihr olympisches Abenteuer gestartet. »Wir wollen zwei Medaillen in den vier olympischen Disziplinen holen«, hatte Thomas Konietzko, Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV), vor dem Start der Wettbewerbe selbstbewusst als Devise ausgegeben. Nachdem am Montag der Canadier-Zweier mit David Schröder und Frank Henze bereits im Vorlauf gescheitert war, hatte der DKV vor dem Lauf von Tasiadis schon unter Druck gestanden.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.