Wilder Ritt durch wildes Wasser
Kanuslalom: Sideris Tasiadis gewinnt Silber
Sideris Tasiadis riss das schwarz-rot-goldene Paddel hoch, immer wieder stieß er die Faust in den verregneten Himmel und blickte ungläubig auf die Anzeigetafel. Mit einem Parforce-Ritt durch das Wildwasser von Lee Valley gewann der Canadier-Pilot überraschend Silber. »Eine Medaille in diesem Feld ist überragend«, sagte Chef-Bundestrainer Michael Trummer und betonte: »Das ist kein verlorenes Gold.«
Viel hätte nicht gefehlt, und der Olympia-Debütant aus Augsburg hätte im White Water Centre wie Kajak-Fahrer Alexander Grimm vor vier Jahren Gold für die deutschen Slalom-Kanuten geholt. Tasiadis benötigte 98,09 Sekunden für den wilden Ritt durch den Kanal, zum Olympiaieg fehlten nur 1,03 Sekunden. Chef-Bundestrainer Trummer war aber auch so begeistert: »Sid ist der Mann für die Zukunft, dass er im zweiten Lauf nochmal so einen rausgehauen hat, ist die Krönung.«
Olympiasieger wurde der Franzose Tony Estanguet (97,06), Bronze ging an Michal Martikan aus der Slowakei mit 98,31 Sekunden. Für Estanguet war es sein dritter Olympiasieg nach Sydney und Athen.
Vor den Augen seiner griechischen Eltern und Freundin Claudia hatte Tasiadis die Konkurrenz bereits im Halbfinale am Mittag schockiert. Mit famosen 98,94 Sekunden fuhr der Europameister sogar die beste Zeit aller zwölf Teilnehmer. Schon zu diesem Zeitpunkt durfte er sich Chancen auf die erste Medaille für die deutschen Slalom-Kanuten in London machen.
»Das war ein richtig guter Lauf«, sagte Trummer zwischen den Läufen: »Eine echte Kampfansage an die Konkurrenz.« Die Zeiten aus dem Halbfinale wurden aber nicht mit in den Endlauf mitgenommen.
Tasiadis verbrachte die 60-minütige Pause zwischen Halbfinale und Endlauf vor dem Fernseher. Per Video analysierte der 22-Jährige den Kurs, bevor er zum finalen Ritt auf die Strecke ging.
Die deutschen Slalom-Kanuten waren mit großen Ambitionen in ihr olympisches Abenteuer gestartet. »Wir wollen zwei Medaillen in den vier olympischen Disziplinen holen«, hatte Thomas Konietzko, Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV), vor dem Start der Wettbewerbe selbstbewusst als Devise ausgegeben. Nachdem am Montag der Canadier-Zweier mit David Schröder und Frank Henze bereits im Vorlauf gescheitert war, hatte der DKV vor dem Lauf von Tasiadis schon unter Druck gestanden.
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