Nationaler Viehbestand
Braune Konkurrenz für »Storch Heinar«: Neonazis entdecken die Kunstfigur als PR-Gag
Seit vergangenem Herbst machte die Nazikameradschaft »Besseres Hannover« im Internet Stimmung gegen Menschen, die sie für Ausländer hält. Zu diesem Zweck hatten sich die Kameraden den »Abschiebär« ausgedacht. Eine Person in einem Teddybären-Ganzkörperkostüm, die vor mitlaufender Kamera Kleingewerbetreibende und Passanten belästigte. Der »Witz« besteht darin, dass zwischen dem flauschigen Kostüm und der zynischen Hetze ein gewisser Widerspruch entstand – und manche der Belästigten die Belästigung deswegen nicht erkannten und in den Videos eine unglückliche Figur machten.
In einem dieser Clips ist etwa zu sehen, wie der Frotteefaschist zunächst ein rot-weißes Absperrband vor einem Dönerladen entrollt. Als dann der Ladenbetreiber friedlich und freundlich an die Tür kommt, um nach dem Schabernack zu sehen, reckt der »Abschiebär« die Rechte zum Hitlergruß. Der Betreiber kann die Geste – vermutlich wegen der Niedlichkeit der Verkleidung – aber offenbar nicht einordnen und verabschiedet sich auch noch freundlich von den Provokateuren vor seinem Laden. Sehr zur Freude der Neonazis, die sich in rassistischen Kommentaren unter dem Internetfilm ergehen.
Nun aber braucht der »Abschiebär« zumindest ein neues Kostüm. Eine Gruppe von Neonazis wurde vergangene Woche beim Schmieren rassistischer Parolen in Hannover ertappt. Im Auto eines 19-Jährigen fand sich dabei auch das Bärenkostüm. Das ruht nun zunächst in der Asservatenkammer der Hannoveraner Polizei. Es werde ermittelt, inwieweit in Verbindung mit dem Kostüm Straftaten begangen worden seien, hieß es.
Am Mittwoch war jedoch bereits ein neues Video mit der »Kunstfigur« im Internet zu finden, in dem der »Bär« einen Artikel über seine Enttarnung liest. Anscheinend hatten die Neonazis also noch ein Bärenkostüm in Reserve. »Die Show geht weiter! Auch in Zukunft kann Abschiebung also weiterhin lustig sein!«, höhnen die Rassisten im Internet.
Offenbar soll der »Abschiebär« eine Antwort auf »Storch Heinar« darstellen, die Anti-Nazi-Kunstfigur der Jusos in Mecklenburg-Vorpommern. Und der Rassismusbär ist – vermutlich im Überschwang über den vermeintlichen eigenen Erfolg – noch nicht einmal das einzige Stück Vieh, dass die rechtsradikale Szene derzeit aufzubieten hat. Hin und wieder taucht auch ein »Fuchs Reinar« auf, ebenfalls im Ganzkörperkostüm. Im Juni dieses Jahres hatten Bär und Fuchs auf Einladung der Schweriner NPD-Fraktion einen Auftritt beim Tag der offenen Tür im Landesparlament.
Den passenden Kommentar zum neuen Bestiarium der Nazipolitik gibt es allerdings bei »Storch Heinar«: »Hier marschiert der Nationale Viehbestand« heißt es in Anspielung auf eine Nazi-Demo-Parole auf einem der T-Shirts unter dem Storchenlogo
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