Wilde Weißeritz gezähmt - etwas

Dresdner Hochwasserschutz ist zur Hälfte fertig

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 3 Min.
Im August 2002 sorgten in Dresden - noch vor der Elbe - deren Nebenflüsse für schwere Überschwemmungen. Zehn Jahre später ist die Stadt zwar besser geschützt. Viel Arbeit bleibt aber noch.

Dresden glänzt mit vielen Berühmtheiten. In der sächsischen Stadt hängt die »schönste Frau der Welt«, wie es auf einem Werbeplakat zum 500. Geburtstag der Sixtinischen Madonna heißt. Auch die Barockbauten der Stadt werden weithin gepriesen. Weniger bekannt ist, dass Dresden zu den gewässerreichsten Städten Europas gehört: Rund 500 Flüsse, Bäche und Rinnsale gibt es hier - von der breiten Elbe bis zum schmalen Kotzschgraben.

Der Rekord ist freilich gelegentlich auch eine Last, vor allem, wenn es sehr stark regnet - so geschehen im August 2002. Damals gingen Sturzregen im Erzgebirge nieder, die vor allem im Südwesten der Stadt viele Bäche stark über die Ufer treten ließen. So stand der Hauptbahnhof bereits unter Wasser, bevor später die Elbe einen Pegelstand von 9,40 Meter erreichte. Ganze Häuser wurden weggespült, Straßen und Schienen zerstört, Depots mit Gemälden überflutet.

Mauer um Teil der Altstadt

Seither hat man sich auch in Dresden bemüht, den Hochwasserschutz zu verbessern. In den zehn Jahren seit der Flut 2002 ist immerhin die Hälfte der nötigen Investitionen erfolgt. Rund 125 Millionen Euro seien in einen verbesserten Flutschutz gesteckt worden, sagte Jens Seifert, Abteilungsleiter im Umweltamt der Stadt. Während viele Baumaßnahmen entlang der Elbe bereits abgeschlossen sind, wird an der Weißeritz noch bis 2020 gearbeitet. Auch viele der kleinen Flüsse und Bäche seien heute besser auf ein etwaiges Hochwasser vorbereitet, sagte Seifert.

Um das Zentrum besser vor einer Elbeflut zu schützen, wurde unter anderem eine Mauer um Teile von Altstadt, Wilsdruffer Vorstadt und Friedrichstadt gezogen. Sie kostete rund 15 Millionen Euro. Damit das Hochwasser besser abfließen kann, wurden eine alte Eissporthalle sowie zwei Bahnbrücken abgerissen. Auch Deiche im Dresdner Westen wurden erneuert.

Langwieriger gestalten sich die Baumaßnahmen an der Weißeritz. Es war das Wasser dieses Flusses, das 2002 den Bahnhof überschwemmte. Er gilt, sagt Seifert, als der »gefährlichste Dresdner Fluss«, weil Starkregen im Osterzgebirge ihn binnen kurzer Zeit anschwellen lässt. Derzeit wird etwa das Flussbett vertieft, um einen Rückstau des Wassers zu vermeiden. Der vor 120 Jahren angelegte »Weißeritz-Knick« im Stadtteil Plauen, mit dem das Flussbett verlegt und dadurch die städtebauliche Entwicklung angrenzender Quartiere ermöglicht wurde, soll »entschärft« werden. Weil die Stadt einen besseren als den gesetzlich vorgeschriebenen Schutz wünscht, trägt sie 13 der für den Ausbau nötigen 30 Millionen Euro an Kosten selbst.

Verbessert hat sich laut Seifert auch der Hochwasserschutz an vielen kleinen Flüssen. So wird derzeit das letzte von vier Rückhaltebecken am Kaitzbach fertig gestellt. Dabei versuche man, Hochwasserschutz und ökologische Belange in Einklang zu bringen, sagte Seifert. Andernorts wurde eingezwängten Bächen wieder mehr Raum verschafft. Die Bewohner vieler Stadtteile, sagte Seifert, müssten nun nicht mehr »vor jedem großen Gewitter Angst haben.«

An einigen Stellen haben allerdings die Arbeiten noch nicht einmal begonnen. So wird im Stadtteil Laubegast heftig darüber debattiert, ob eine geplante Ufermauer entlang der Elbe gebaut werden soll. Mancherorts, kritisierte der BUND, sei sogar in Gebieten gebaut worden, die als vom Hochwasser gefährdet gelten. Und in einigen Gebieten, räumt die Stadt ein, sei überhaupt kein sinnvoller Schutz vor Hochwasser möglich, etwa in den rechtselbischen Ortsteilen zwischen Pillnitz und dem Blauen Wunder. Dort müsse man »mit dem Fluss und dem Risiko leben«, sagte Seifert.

Messnetz für alle

Selbst schützen müssen sich die Dresdner auch gegen die allgegenwärtigen Gefahren durch aufsteigendes Grundwasser. Immerhin: Ein 2007 fertig gestelltes Messnetz ermöglicht es ihnen inzwischen, sich rechtzeitig auf steigende Pegel einzurichten. Die Messwerte sind jederzeit auf der Internetseite der Stadt abzurufen.

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