Die Revolution beginnt vor dem eigenen Zelt
Auch Anarchisten haben Probleme mit der Selbstorganisation
Diskutierend und feiernd ergründeten beim »Welttreffen der Anarchisten« in Saint-Imier mehr als 3000 Menschen die Idee einer freiheitlichen Gesellschaft. Die »soziale Revolution« von heute beginnt vor dem eigenen Zelt.
Erst bimmelte es sehr weit weg, dann direkt hinter den hohen Tannen. Das unrhythmische Geschepper kam langsam, aber stetig näher. Wenig später zupfte eine braun-weiß gescheckte Kuh mit einer Glocke um den Hals saftig grünes Gras vom Wegesrand, begleitet von vielen Gefährtinnen. Mit weiteren Glocken. An ein Nickerchen auf der Picknickdecke in der klaren Bergluft des Schweizer Jura, unweit von Saint-Imier, war nicht mehr zu denken. In romantischen Bergfilmen müssen sie den Kuhglockenpegel heruntergefahren haben. Ein Maulwurf warf ab und an dicht neben der Decke ein wenig Erde auf. Die Zeit verrann. Der Hügel neben der Decke wuchs. Glockenscheppern.
»Normalerweise ist hier ja nichts los, wissen Sie. Wir freuen uns über so viel Aufmerksamkeit«, erklärt eine alte Dame aus Saint-Imier später auf dem Marktplatz des Städtchens ihr Verhältnis zu den mehr als 3000 Besuchern des anarchistischen Treffens. Nasenringe, Punkfrisuren, schwarz gekle...
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