Weise Worte
Deutsches Hockeyteam gewinnt nach 2:1-Sieg gegen die Niederlande erneut Gold
Nach all den Umarmungen und »Humba, humba tätäräs« schaute Christopher Zeller seine Hockey-Kollegen an, mit denen er schon vor vier Jahren in Peking Gold gewonnen hatte: »Wir haben alle nur gedacht: Das kann doch nicht sein, dass wir das schon wieder geschafft haben.« Doch, hatten sie. Im Finale besiegte die deutsche Nationalmannschaft die Niederlande mit 2:1 (1:0). Der Beginn einer langen Partynacht.
»Das war ein unheimlich hartes Turnier und das Finale die absolute Krönung«, sagte Bruder Philipp Zeller. »Wir standen sehr kompakt und konnten die starken Konter der Niederländer unterbinden.« Dieses Mal, denn sechs Tage zuvor hatte in der Vorrunde derselbe Gegner noch 3:1 gewonnen. Für Benjamin Weß war das kein Problem. »Man geht in so einem Turnier durch Höhen und Tiefen. Die Niederlage war schade, aber wir wussten, dass wir von einem auf den anderen Tag ein viel besseres Hockey spielen können«, so Weß. Das hatte sich dann bereits im Halbfinale gegen den Weltranglistenersten Australien gezeigt.
Mann des Finalabends war Jan Philipp Rabente, der mit zwei Toren zum Matchwinner avancierte. Das erste mit einem sehenswerten Sololauf, das zweite per Abstauber. »Er ist eigentlich unser Mittelfeldstratege, doch sein erster Treffer war ein Jahrhunderttor«, befand Philipp Zeller. Auch der Torschütze selbst war sichtlich überrascht und konnte sich nicht daran erinnern, wann er zum letzten Mal zwei Tore in einem Spiel geschossen hatte. »Das kommt wirklich nicht so oft vor. Ich stand einfach zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort«, sagte Rabente. Christopher Zeller hatte eine andere Erklärung parat: »Das passt doch zur deutschen Hockeygeschichte, dass nur einer im Finale die Tore schießt. Das war immer so. Ein anderer hätte das 2:1 also gar nicht schießen können.«
Großen Anteil am erneuten Olympiasieg hatte Erfolgstrainer Markus Weise. »Er hat die Strippen in der Hand. Er sucht sich ein Expertenteam zusammen und macht das dann zu einem Marionettenspiel«, beschrieb Weß die Arbeit des Coaches, der vor dem Finale die richtigen Worte gefunden hatte. »Die Ansprachen von Markus sind immer sehr motivierend. Er spricht viel von Selbstvertrauen und eigenen Stärken«, berichtete Rabente. »In so einem Moment setzt man das dann einfach mal um. Es waren weise Worte«, nutzte der Torschütze ein naheliegendes Wortspiel.
Weise hat es nicht nur geschafft, den Titel mit den Männern zu verteidigen. Für den Trainer war es sogar das dritte Gold in Folge, nachdem er in Athen 2004 bereits die Frauen zum Olympiasieg geführt hatte. Doch auch auf diesem vermeintlichen Höhepunkt verschwendet der Trainer keinen Gedanken ans Aufhören. »Wieso denn? Rio kommt doch noch«, blickte Weise schon vier Jahre in die Zukunft voraus.
In der Gegenwart von London hatte er offenbar einen anderen Weg zum Erfolg gesucht als noch in Peking. »2008 hatten wir eine deutliche Hierarchie in der Mannschaft«, sagte Weß. »Heute haben viele Spieler ein Mitspracherecht, und wir werden in alle Entscheidungen mit einbezogen. Das ist nicht besser, nicht schlechter, einfach nur anders.« Zumindest ist es genauso erfolgreich.
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