Schröder stichelt

Altkanzler fordert Merkel auf, für Koalitionsruhe zu sorgen

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.
Während die Bundeskanzlerin am Donnerstag auf einem Staatsbesuch in Kanada noch ein wenig Urlaub von der Krise machte, nahm zu Hause die Nervosität zu. Wie so oft sind es Merkels Koalitionspartner, die für Unruhe sorgen.

Es war das übliche Zündeln, mit dem FDP und CSU das Thema Eurokrise am Köcheln halten. Griechenland bietet mit dem für nächste Woche angekündigten Besuch von Ministerpräsident Antonis Samaras in Berlin die notwendige Angriffsfläche für wählerwirksame Sanierungsmahnungen. Weil erwartet wird, dass Samaras die strangulierenden Sparauflagen seiner europäischen Freunde mit der Bitte um Aufschub und Lockerung zu mildern versuchen wird, sah sich etwa der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Peter Müller, zu Kompromisslosigkeit veranlasst. »Ich sehe derzeit keine Möglichkeit, den Griechen noch einmal einen zeitlichen Aufschub für ihr Spar- und Reformprogramm zu gewähren«, sagte er der »Berliner Zeitung«. Müller sieht »keinen ausreichenden Willen«, die Auflagen der internationalen Geldgeber zu erfüllen. Damit sprach er Philipp Rösler vermutlich aus dem Herzen. Der Bundeswirtschaftsminister tat am Donnerstag im ARD-Morgenmagazin kund und zu wissen: »Es kann keine Rabatte auf Reformen geben.«

Beistand wurde den Griechen in der gleichen Sendung von unerwarteter Seite zuteil. Altkanzler Gerhard Schröder kritisierte Rösler von der griechischen Urlaubsinsel Kos aus mit den Worten, dieser versuche seinen Job als FDP-Vorsitzender »mit dem Griechenland-Bashing zu retten«. Und milde forderte Schröder von Kanzlerin Angela Merkel, dem Treiben Einhalt zu gebieten. Denn schließlich: »Europa ist Griechenland vieles schuldig.«

Auch Schröder gemahnt die Griechen gelegentlich an ihre Sparpflichten. Doch eine Chance zur Stichelei gegen seine Amtsnachfolgerin lässt der Altkanzler wohl nicht ungenutzt. Bald bieten sich da vielleicht neue Möglichkeiten: Gespräche Merkels mit Italiens Regierungschef Mario Monti und Frankreichs Präsident François Hollande, im September besucht sie das krisengeschüttelte Spanien. Schröders Frustration ist nachvollziehbar. Schließlich ist Merkel ihm einiges schuldig - zum Beispiel Deutschlands Ruf als Vorbild beim Sozialabbau.

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