Die hohlen Köpfe
Beamte Griechenlands
Jeder Schüler hierzulande darf sich derzeit, so intensiv wie noch nie, in erhebender Nähe zu griechischem Geist fühlen: Er muss nämlich »Hausaufgaben erledigen«. Das ist die euro-europäische Hauptforderung in Richtung Athen. Und Griechenland macht seine Hausaufgaben!, ja, es kurbelt zahlreiche Sparprogramme an. Zum Beispiel ist ein Wissenstest für Beamte vorgesehen - wer zu dumm ist, muss gehen. So will man 45 000 Bürokratenstellen streichen.
Es handelt sich um einen Fall, der unbedingt vor den Gerichtshof für Menschenrechtsverletzungen gehört. Denn: Beamten eine zu geringe Intelligenz und ein Defizit an Wissen vorzuwerfen, rüttelt an nahezu genetischen Voraussetzungen ihrer Existenz. Als kreide man einem Delphin an, dass er keine Krallen hat. Der öffentliche Dienst beschäftigt Sachbearbeiter, lässt sie aber auf Menschen los; der Beamte hat Sprechstunden, das befreit ihn von der Last, zuzuhören. Das sind Verhaltenspraktiken, die immerhin einen Staat tragen - und das soll plötzlich ein Makel sein?
Kürzlich beklagte Brüssel, EU-Beamte seien total überfordert.Zu mannigfaltig sei das Arbeitspensum, das auf sie einstürme. Griechenland muss deshalb seinen Test unverzüglich absagen. Beamte können nicht dumm genug sein: Nur in einem hohlen Kopf hat Vieles Platz.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!