Von Rostock nach Jena und Zwickau
Karsten Krampitz' Sammelband »Kaltland« erinnert an die rassistische Dynamik nach der Wiedervereinigung
Wo waren Sie, als das Sonnenblumenhaus brannte? Eine Geschichtensammlung aus den Nachwendejahren.
Fangen wir gleich da an, wo es richtig wehtut. Zum Beispiel am Abend des 24. August 1992 vor dem »Sonnenblumenhaus« in Rostock-Lichtenhagen, wo ein »Steppke, zwölf, dreizehn Jahre alt« spontan zum Bilderverkäufer geworden ist: Einen »Fuffi« pro Hitlergruß in die Kamera, das ist der Kurs an diesem Abend - und die BBC, so der Junge später, hat bezahlt. Und machen wir ein paar Stunden später weiter, als die Feuerwehr den Brandstiftermob vor dem Haus so höflich wie Herr Biedermann persönlich darum bittet, die Löscharbeiten nicht zu behindern, »wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und Unterstützung«. Nicht einmal Bert Brecht hätte sich das prägnanter ausdenken können.
So erinnert sich der Journalist Jochen Schmidt an den traurigen Tag, der ihn noch an den Rand der Todesangst brachte - und der ihn lange nicht losgelassen hat. Seine Erinnerungen an die Tage in Rostock, die erst vor, dann in und am Ende auf dem Sonnenblumenhaus spiele...
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