Hetze, Lügen, Panikmache

Der Asyldiskurs der Nachwende-CDU und das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

1991 und 1992 sah die CDU in der Xenophobie ein Gewinnerthema. Tatsächlich waren die Effekte an den Urnen zwiespältig. Doch die Republik rückte dauerhaft nach rechts.

Wer war schuld an den Angriffen auf das Sonnenblumenhaus? Natürlich die »Stasi« - behauptete damals »Bild«: »Stasi steuert Rostock-Chaoten«. Dabei hatte sich das Blatt selbst führend an der rassistischen Mobilisierung beteiligt - und machte nach den Nächten des Hasses munter weiter. Am 1. September 1992 schrieb das Blatt »Asylanten jetzt auf Schulhöfen« und behauptete, »bis Weihnachten kommen noch 400 000«. Einen Tag zuvor hatte es an mehreren Orten Ausschreitungen gegeben. Doch »Bild« goss weiter Benzin ins Feuer: Am 8. September 1992 titelte das Blatt: »Wohnraum beschlagnahmt. Familie muss Asylanten aufnehmen.« Kurz darauf wiederholten sich die Lichtenhagener Szenen in Wismar.

Nach der Wende schnellte die Zahl der Asylbewerber tatsächlich nach oben, weil neue Migrationswege frei wurden. Dennoch hatten die »Bild«-Zahlen keine Grundlage. 1992 wurden insgesamt 440 000 Asylanträge gestellt. Von »400 000« Flüchtlingen zwischen Septem...


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