Museen, Mittelalter und Migration

110 Einrichtungen laden zur 31. Langen Nacht

  • Anna Bezrogova
  • Lesedauer: 4 Min.

Am Samstag ist es wieder so weit - zur Langen Nacht öffnen 110 der 200 Berliner Museen und Gedenkstätten von Köpenick bis Spandau, von Wedding bis Dahlem von 18 Uhr abends bis zwei Uhr morgens ihre Türen. Das Besondere an der diesjährigen Nacht ist Berlins 775. Geburtstag. Zu diesem Anlass vergleicht eine Open-Air-Ausstellung vor der Marienkirche zum ersten Mal zwei andere Berliner Jahrestage: das 700. Jubiläum während des Nationalsozialismus und die 750-Jahr-Feier im geteilten Berlin. Außerdem werden einige Einrichtungen mit besonderen Programmhighlights zu Berlins Geburtstag überraschen. Um 18 Uhr eröffnet der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) auf den Stufen des Alten Museums am Lustgarten offiziell die 31. Lange Nacht der Museen.

Dieses Jahr konzentrieren sich die Museen vor allem auf zwei Hauptthemen: das Mittelalter - die Gründungszeit Berlins - und die Berliner Zuwanderungsgeschichte, die die Stadt über acht Jahrhunderte geprägt hat. »Migration ist immer«, sagt der Direktor des Dahlemer Museums Europäischer Kulturen Konrad Vanja. Berlin kann auf eine lange Geschichte als Einwanderungsort zurückblicken. Früher waren es die Glaubensflüchtlinge, Hugenotten aus Frankreich, Juden aus Bessarabien, später sind Gastarbeiter aus der Türkei, Italien, Griechenland nach Berlin eingeladen worden, heute zieht Berlin immer mehr Menschen aus aller Welt an.

Zwei Open-Air-Ausstellungen beschäftigen sich mit den beiden Kernthemen: Die »Spuren des Mittelalters« führen die Besucher rund um den Mühlendamm auf acht Ausstellungstürme und über 500 Bodentexte, die die mittelalterlichen Städte Berlin und Cölln zeigen. Am Schlossplatz kann im Rahmen der Ausstellung »Stadt der Vielfalt« auf einem riesigen begehbaren Stadtplan die Migration in Berlin erkundet werden. 100 Geschichten erzählen, wie Zuwanderer zu unterschiedlichen Zeitpunkten die Stadt geprägt und beeinflusst haben.

Bereits ab 16 Uhr können die Besucher beim »Picknick der Vielfalt« auf dem Schlossplatz Gerichte aus aller Welt probieren, die heute dank den Zuwanderern einen festen Bestandteil der Berliner Gastronomie bilden.

Der Berliner Dom wird dieses Jahr zur Projektionsfläche umfunktioniert. Auf seiner Fassade wird ab halb zehn Uhr abends die Geschichte Berlins in einer 3-D-Videovorführung von den Anfängen bis heute präsentiert.

Auch das Computerspielemuseum hat sich der Geschichte gewidmet - auf eine ganz raffinierte Art. Dort feiert ein Mixed-Reality-Spiel Weltpremiere, mit dem die reale Karl-Marx-Allee mit historischen Schichten angereichert werden kann. Damit können die Besucher geschichtliche Ereignisse hautnah nacherleben. Außerdem werde als Andenken an das historische Café Warschau, in dessen Gebäude das Museum vor knapp anderthalb Jahren umgezogen ist, in Originalkulisse polnische Spezialitäten serviert.

Das Museum Europäischer Kulturen in Dahlem bietet in der Langen Nacht einen richtigen Kulturaustausch: In der »langen italienischen Nacht«, die im Rahmen der Apulischen Kulturtage stattfindet, treten apulische Musikgruppen auf, kann ein Italienisch-Schnupperkurs absolviert und Tarantella getanzt werden. Für einen gastronomischen Höhepunkt sorgen Köstlichkeiten der apulischen Küche.

Fünf Orte nehmen an der Langen Nacht zum ersten Mal teil, unter anderem die Dalí-Ausstellung am Potsdamer Platz und der Industriesalon in Schöneweide.

Die Lange Nacht der Museen ist, obwohl sie rund 150 000 Besucher anlockt, kein klassisches touristisches Format. Nur zehn Prozent der Besucher würden von außerhalb anreisen, alle anderen kämen aus Berlin und Umgebung, wie der Projektleiter Wolf Kühnelt mitteilte.


Service

● Kombitickets kosten 18 €, ermäßigt 12 €, Kinder unter 12 Jahren haben freien Eintritt. Die Karten berechtigen zum Besuch aller Veranstaltungen der Langen Nacht, zur Nutzung der Shuttlebusse und des ÖPNV im Tarifbereich ABC von 15 bis 5 Uhr.

● Sieben Shuttlebusrouten pendeln zwischen den Museen. Sechs starten und enden am Kulturforum Potsdamer Platz, eine Außenroute fährt im Berliner Südosten.

● Für diejenigen, die sich kurzfristig entscheiden wollen: Ab 16 Uhr sind die Abendkassen am Kulturforum Potsdamer Platz und am Schlossplatz sowie in den teilnehmenden Museen geöffnet.

● In Mitte können sich die Besucher gegen Vorlage ihres Tickets in der Fahrradrikscha zwischen Museen kutschieren lassen.

● Für Smartphonenutzer gibt es eine kostenlose Lange-Nacht-App, erstmals auch für Android-Systeme.

● Programm und Infos unter www.lange-nacht-der-museen.de

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