Lärm um Schallschutz

Flughafen akzeptiert Auflagen - beinahe

  • Lesedauer: 2 Min.

Schönefeld (dpa/nd). Nun ist es amtlich: Strengere Lärmschutzauflagen für den neuen Hauptstadtflughafen »Willy Brandt« in Schönefeld werden akzeptiert. Wie angekündigt hat die Flughafengesellschaft ihren Änderungsantrag zurückgezogen, teilte das Verkehrsministerium gestern mit. »Ich begrüße es sehr, dass der Flughafen die Beschlüsse des Aufsichtsrats zügig umgesetzt hat«, sagte Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD). Der nun festgelegte Schallschutz für den Hauptstadtflughafen gehöre bundesweit und auch im internationalen Vergleich zum Besten. Die Folge sind Mehrkosten von bis zu 600 Millionen Euro.

Um diese finanziellen Aufwendungen zu vermeiden, hatte die Flughafengesellschaft ursprünglich vom Ministerium festlegen lassen wollen, dass ein maximaler Lärmpegel von 55 Dezibel in den sechs Monaten mit den meisten Starts und Landungen durchschnittlich sechsmal pro Tag überschritten werden darf. Dies stieß auf heftige Kritik. »Mit der Rücknahme des Klarstellungsantrages machen wir den Weg frei, für einen vernünftigen Schallschutz auf Grundlage der Vorgaben von Behörde und Oberverwaltungsgericht«, sagte Flughafensprecher Ralf Kunkel. Wie angekündigt werde die Gesellschaft auch ihre Beschwerde gegen einen Beschluss des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Berlin-Brandenburg zum Lärmschütz zurücknehmen. »Die entsprechende Schriftsätze sind aber noch in Arbeit«, erklärte Kunkel.

Das OVG hatte Mitte Juni entschieden, dass eine Fluglärmbelastung von 55 Dezibel am Tag in Innenräumen nicht überschritten werden darf. Das Verkehrsministerium als zuständige Genehmigungsbehörde für den Flughafen hatte daraufhin im August den Lärmschutz nachgebessert. Danach darf der Maximalpegel von 55 Dezibel weniger als 0,5 mal pro Tag überschritten werden.

Kritikern reicht auch diese Regelung nicht. Denn die Flughafengesellschaft ziehe den Änderungsantrag zurück, weil das Verkehrsministerium »entgegen dem OVG-Urteil den Planfeststellungsbeschluss so auslegt, wie es der Flughafen möchte«, meinte der Landtagsabgeordnete Rainer Genilke (CDU). Michael Jungclaus (Grüne) monierte, das Ministerium bediene sich »Rechentricks und deklariert 0,49 kurzerhand in null um.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.