Deutschland, eine Lichterkette

Warum die linke Szene gegen die offizielle Gedenkfeier nach Rostock mobilisiert

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Mit Theater, Musik und Bundespräsident gedenkt Rostock am Wochenende der rassistischen Ausschreitungen vor dem Sonnenblumenhaus. Aber nicht alle wollen mitfeiern. Zum Beispiel viele von denen, die sich vor 20 Jahren dem Mob entgegenzustellen versuchten.

Im »Bandito Rosso« ist noch alles wie vor 20 Jahren. Auf den ausgetretenen Dielen der linken Info-Kneipe in der Lottumstraße, in Berlins heute so schicker Mitte, stehen Sperrmüllmöbel, hinter dem selbst gebastelten Tresen junge Freiwillige mit linkspolitisch bedruckten T-Shirts. Ein Bier kostet 1,50, es riecht nach »Vokü«. An diesem Abend gibt es zerkochtes Gemüse mit Reis zum politischen Vortrag.

Das Thema des Abends führt mitten in die 1990er Jahre. René Henze, ein graumelierter 48-Jähriger mit Kapuze und Lesebrille und eine zierliche Frau Mitte oder Ende 30 von der Kampagne »Rassismus tötet«, die sich nur mit einem Vornamen vorstellt, erzählen von den Tagen vor zwanzig Jahren, als sie fast ohnmächtig zusehen mussten, wie Nazis und Gaffer sich austobten gegen die Schwächsten. Von der Zeit, als sich auch nur entfernt nach Einwanderung aussehende Menschen selbst in Berlin von den S-Bahn-Fenstern wegdrehten, damit man von außen ihr ...


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