20 Jahre später

Eine Demonstration erinnerte am Sonnabend an die ausländerfeindlichen Pogrome von Rostock

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

»Du hast das Haus ja schon wieder angemalt.« Es war ein Ritual. Immer wenn ich mit meinem Großvater, einem alten Reichsbahner, zum Strand nach Warnemünde fuhr, kamen wir an jenem Haus mit den drei großen Sonnenblumen vorbei. Jedes Mal deute Opa Günther auf die Blumen und behauptete, ich hätte sie dort heimlich angemalt. Im Laufe der Jahre wurde es so irgendwie auch mein Haus. Ich freute mich, wenn ich es sah. Damals in den 80ern war ja noch nicht abzusehen, dass es mein Haus im Jahre 1992 zu trauriger Berühmtheit bringen sollte. Beinnahe hätte ein entfesselter Mob aus Neonazis, Halbstarken und jubelnden Bürgern hier 150 Vietnamesen gelyncht. In letzter Minute hatten sich die ehemaligen DDR-Vertragsarbeiter mit ihren Kindern aus dem bereits brennenden Haus retten können.

Auch heute, 20 Jahre danach, stellt sich mir die Frage, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Wenn man so will, begann alles am 9. November 1989 mit der Öffnung j...


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