Kumpel verschanzen sich mit Sprengstoff
Dramatischer Arbeiterprotest auf Sardinien: Bergleute drohen mit Selbstmord unter Tage
In einer Blitzaktion haben 40 sardische Kumpel die Kohlemine von Nuraxi Figus bei Connesa besetzt. In einem Schacht in 373 Meter Tiefe haben sie sich mit 350 Kilogramm Sprengstoff verschanzt. Die Bergarbeiter drohen, im Falle der Nichtbeachtung ihrer Forderungen den Schacht und sich in die Luft zu sprengen. Weitere Arbeiter blockieren die Straßenzufahrten zum Grubengebiet, meterhohe Kohlehaufen versperren die Zufahrt. Der Protest der Arbeiter richtet sich gegen die Absichten des Unternehmens, die Kohlegruben von Sulcis im Südwesten Sardiniens zu schließen.
Die Arbeiter fordern von der Regierung Monti Zusagen über eine eventuelle Wiederaufnahme der Produktion oder über die Weiterverwendung der Schachtanlagen. Geplant ist, in den stillgelegten Flözen ein Kohlendioxidendlager zu schaffen. Dazu fordern die Bergleute vom Staat eine Investitionsbeihilfe von 200 Millionen Euro aus dem von Mario Monti angekündigten Wachstumsplan.
Der Protest der Minenarbeiter von Carbosulcis ist nicht der einzige Widerstand, den die Erwerbstätigen des Südwestens Sardiniens leisten. Vor einer Woche unternahmen die Aluminiumarbeiter des dort ansässigen amerikanischen Konzerns Alcoa eine spektakuläre Protestaktion: Vor dem Einlaufen der Tirrenia-Fähre in den Hafen von Cagliari sprangen Dutzende der Aluminiumwerker in das Hafenbecken, andere enterten das Schiff und machten auf ihre Misere aufmerksam: Der Konzern plant die Schließung dreier Werke in Italien und Spanien, 1500 Arbeitsplätze sind bedroht.
Das Gebiet von Sulcis ist das industrielle Herz der Insel. Die drohenden Werksschließungen könnten das wirtschaftliche und soziale Aus für die ganze Region bedeuten. Gewerkschaften und Regierung hatten ein Treffen zur Problematik für den 3. September vereinbart - die Konzerne konterten, indem sie die Werksschließungen bereits auf den Monatsersten vorverlegen wollten. Mit dem jetzigen Protest und der Ankündigung weiterer Kampfmaßnahmen wollen die sardischen Arbeiter auf ihre desolate Lage hinweisen. Dies umso mehr, als Regierungschef Monti jüngst ein »Ende der Krise in Aussicht« stellte.
Die Gewerkschafts- und Sozialverbände teilen diesen Optimismus nicht. Vertreter von CGIL und CSIL haben nach der Sommerpause einen »heißen Herbst« angekündigt.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.