Kita oder Herdprämie?
Kommentar von Stefan Otto
Manchmal ist es atemberaubend, wie die schwarz-gelbe Koalition ihr widersprüchliches Handeln rechtfertigt. Ganz oben auf der Agenda des Familienministeriums steht der Kita-Ausbau. Jedem Kind unter drei Jahren soll ab dem kommenden Sommer ein Kita-Platz zur Verfügung gestellt werden. Aber auch das Betreuungsgeld - im Volksmund Herdprämie genannt - soll im nächsten Jahr kommen, und es soll die Erziehungsleistung jener Eltern belohnen, die ihr Kind zu Hause betreuen. Beides sind völlig entgegengesetzte Erziehungsansätze.
Weil der Kita-Ausbau in den vergangenen Jahren nur schleppend voranging und immer noch über 100 000 Plätze fehlen, kommt Familienministerin Kristina Schröder (CDU) das Betreuungsgeld allerdings ganz gelegen - dadurch wird der Run auf die Kita-Plätze vielleicht abgemildert. Nur wenn es beides gäbe, bestünde eine Wahlfreiheit, sagte Schröder unlängst, als wollte sie es allen recht machen.
Dabei lernen Kleinkinder nirgendwo besser als im Kindergarten. Dort entwickeln sie ihre soziale Kompetenz am besten, das ist unbestritten - ebenso wie die Binsenweisheit, dass in Deutschland noch immer die Herkunft entscheidend für den späteren Bildungsweg ist. Das Betreuungsgeld wird an diesem Umstand ganz sicher nicht rütteln. Demnach ist es nur wünschenswert, wenn eine Klage gegen die Herdprämie vor dem Verfassungsgericht Erfolg hätte. Auch wenn Eltern dann eine staatliche Leistung wieder abgesprochen würde. Doch Investitionen in bessere Kindergärten rechtfertigen dies allemal.
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