Stronach zückt die Börse

Mit rechtsliberaler Gruppe ins Wiener Parlament

  • Hannes Hofbauer, Wien
  • Lesedauer: 2 Min.
Seit dem Wochenende ist es fix: Einer der reichsten Männer Österreichs, Frank Stronach, hat angekündigt, den Nationalrat stürmen zu wollen.

Seit Tagen widmen Zeitungen und Zeitschriften Stronach ihre Titelseiten. Seine Festlegung, zu den Nationalratswahlen 2013 mit einer eigenen Liste antreten zu wollen, hat die innenpolitische sommerliche Schläfrigkeit vorzeitig beendet. Mit einer Mischung aus Wirtschaftsliberalismus und Autokratismus will Stronach die Mehrheitsverhältnisse am Ring ändern. Vor allem die rechten und rechtsliberalen Parlamentsparteien BZÖ und FPÖ müssen angesichts dieser Programmatik um Stimmen bangen.

Vorsorglich hat sich der Milliardär der Mitarbeit dreier Nationalratsabgeordneter versichert, was ihm das mühsame Unterschriftensammeln quer durch die Republik erspart, das jeder neu antretenden Partei vorgeschrieben wird. Stronachs noch namenlose Gruppierung wird also aus dem alten Nationalrat heraus in die Wahlauseinandersetzung gehen. Gelungen ist das, weil drei mit ihren bisherigen Fraktionen unzufriedene Abgeordnete zu Überläufern wurden; zwei kommen aus dem kleinen BZÖ (Bündnis Zukunft Österreich), das Jörg Haider noch zu Lebzeiten 2005 von der FPÖ abspaltete, der dritte legte sein SPÖ-Parteibuch zurück, um seinem »väterlichen Freund« bei der Gründung der Gruppierung zu helfen. Gerüchte über den schlichten Kauf dieser Abgeordneten wollen nicht verstummen.

Frank Stronach, als Franz Strohsack in der Umgebung des steirischen Ortes Weiz geboren, wird im September 80. Als junger Mann war er nach Kanada ausgewandert und hatte dort mit der Produktion von Autoersatzteilen Millionen gescheffelt. Sein Lebenswerk war der Aufbau des Magna-Konzerns mit einem Jahresumsatz von 20 Milliarden US-Dollar und 90 000 Angestellten. Im Mai 2011 trat er als Präsident von Magna-International zurück. Um seine Abfindung in Höhe von knapp einer Milliarde US-Dollar wird noch vor Gericht gestritten. Gescheitert ist Stronach Anfang 2009 mit seinem Plan, die Standorte von Opel aus der Konkursmasse von General Motors heraus zu kaufen. Auch sein Einstieg in die österreichische Fußballliga endete mit einem Rückzug aus allen Positionen.

Nun versucht sich der alte Mann als Politiker. Sein im November 2011 gegründetes »Institut für sozialökonomische Gerechtigkeit« arbeitet eng mit der ultraliberalen Friedrich-Hayek-Stiftung zusammen, kämpft für die Einführung einer Flat Tax und den Rückbau staatlicher Strukturen. Gewerkschaften sieht Stronach als schädlich an. Sein größtes Problem dürfte noch bevorstehen. Als sparsamer Unternehmer hat er einen guten Teil seines Vermögens im steuerschonenden Schweizer Kanton Zug geparkt. Das ist für Österreicher allerdings nur möglich, wenn sie dort auch ihren Lebensmittelpunkt haben.

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